Neues Image für Bioenergie

Umweltexperten, Politiker und Industrie wollen nachhaltige Nutzung

  • Susanne Götze
  • Lesedauer: 3 Min.
Um das angekratztes Image der Biokraftstoffe wieder aufzupolieren, haben die Deutsche Umwelthilfe, das Bundesumweltministerium und der Konzern BP auf einer Veranstaltung dieser Tage in Berlin strengere Rahmenbedingungen und mehr Forschung für die junge Technologie gefordert.

»Biokraftstoffe – Segen oder Fluch?« lautete der Titel der 1. Konferenz des Netzwerks Bioenergie. Er brachte das Wechselbad der Gefühle, das die »grüne« Kraftstoff-alternative in letzter Zeit durchlebte, auf den Punkt. Dennoch betonten die Veranstalter, dass die Biokraftstoffe weder Fluch noch Segen seien, sondern ihre Anwendung mit einem »vernünftigen und realistischen« Umgang stehe und falle. »Die Chancen, die sich uns mit der Bioenergie bieten, dürfen wir nicht verspielen«, warnte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Rainer Baake. Die Akzeptanz der Bioenergien könne hergestellt werden, werde deren nachhaltige Nutzung garantiert.

In der EU sollen bis 2020 zehn Prozent des Gesamtkraftstoffverbrauchs über Biokraftstoffe gedeckt werden. In Deutschland ruderte die Regierung von den geplanten 20 auf nunmehr 12 Prozent zurück, wie Staatssekretär Matthias Machnig auf der Veranstaltung erklärte. Auch er betonte, dass es klare Rahmenbedingungen für die Nutzung der umstrittenen Energiegewinnung geben müsse. Wie im September bekannt wurde, soll die EU-Richtlinie voraussichtlich nur solche Kraftstoffe für die Erreichung des Ziels zulassen, die eine CO2-Einsparung von wenigstens 35 Prozent im Vergleich zu fossilen Brennstoffen aufweisen. Dieser Wert soll dann bis 2017 schrittweise auf 50 Prozent erhöht werden. Die Umwelthilfe hatte allerdings bis zu 60 Prozent verlangt.

Neben den Nachhaltigkeitskriterien sprach sich Ex-Staatssekretär Baake auch für technische Effizienzsteigerungen aus. Es müssten klare Vorgaben an die Autoindustrie gemacht werden. Dass dies nicht so einfach werden wird, zeigt allerdings der derzeitige Kampf um die Begrenzung des Schadstoffausstoßes auf EU-Ebene, bei dem die Autolobby bis jetzt wirksame Regelungen verhindern konnte.

Dass bei den Biokraftstoffen hinsichtlich Technik und Nachhaltigkeit schnell etwas passieren muss, zeigte auch die Rücknahme der Beimischungsquote von Biodiesel durch den Bundesumweltminister Anfang Oktober. Zuvor hatte sich herausgestellt, dass alte Pkw die neue Beimischung nicht vertragen würden. Zudem wurde der Druck seitens der Umweltverbände immer größer, die die schlechten sozialen und ökologischen Bedingungen der Produktion in den Herkunftsländern der Grundprodukte für Biokraftstoffe anklagten. Auch bezweifeln viele Umweltschützer, dass eine wirksame internationale Zertifizierung überhaupt möglich ist. Doch die Bundesregierung bleibt grundsätzlich dabei: »Biokraftstoffe sind eine Notwendigkeit und eine Chance«, bekräftigte Staatssekretär Machnig auf der Konferenz. Er will sich dafür einsetzen, dass verstärkt auf die einheimische Produktion gesetzt wird.

Doch reichen die Flächen in Deutschland aus? Derzeit werden auf zwei Millionen Hektar nachwachsende Rohstoffe angebaut. Die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe rechnet in den nächsten Jahren mit einem Anstieg auf 3,5 Millionen – rund ein Drittel des deutschen Ackerlandes.

Die Industrie, die im Rahmen des Netzwerks Bioenergie mit zu der Tagung geladen hatte, glaubt hingegen, alle Probleme schon bald zu lösen: durch technischen Fortschritt, neue Anbauflächen in Osteuropa und neue Pflanzen zur Erzeugung von Bioenergie.

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