Stellvertreter-Krieg

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Selten ist dem Image der katholischen Kirche ein härterer Schlag versetzt worden als 1963 von Rolf Hochhuth mit seinem Schauspiel »Der Stellvertreter«. Das darin thematisierte Schweigen von Papst Pius XII. zu den Judenverfolgungen durch das Naziregime versucht der Vatikan seit Jahrzehnten zu rechtfertigen und umzudeuten. Laut Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ist Pius inzwischen »eine der größten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts«. Denn der bereits 1965 eröffnete Seligsprechungsprozess soll endlich zum Abschluss kommen. Zwar liegen Erkenntnisse vor, die die Hilfe der katholischen Kirche für viele Juden belegen, doch die Verantwortung des Pontifex für das Unterlassen eines seiner Autorität angemessenen Verhaltens bleibt. Der Antikommunismus, der dem Pacelli-Papst Hitler weniger bösartig als die Sowjets erscheinen ließ, findet in der aktuellen Apologetik seine Entsprechung. Der Erfolg des Hochhuth-Stücks verdanke sich vor allem dem »Kommunisten Erwin Piscator, der es für die Uraufführung an der Berliner Freien Volksbühne massenwirksam aufbereitete«, erklärte dieser Tage der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky. Diese sei ein »gefundenes Fressen« für die »traditionell antikatholische linksliberale Presse« gewesen. Am Widerstand der Presse dürfte Pius' Rehabilitierung heute kaum scheitern.

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