Korea-Halbinsel vor Polit-Eiszeit

Pjöngjang reagiert auf Politik Seouls mit radikalem Abschottungskurs

  • Lesedauer: 2 Min.
Aus Verärgerung über die politischen Angriffe aus Südkorea ist die Führung Nordkoreas auf einen radikalen Abschottungskurs eingeschwenkt.

Pjöngjang/Seoul (AFP/ND). Ab 1. Dezember soll die Grenze zwischen Nord- und Südkorea vollständig abgeriegelt werden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch. Die Rot-Kreuz-Kontakte zwischen beiden Staaten – und damit die einzigen Telefonverbindungen für gewöhnliche Bürger – wurden mit sofortiger Wirkung abgebrochen. Die Führung Nordkoreas reagierte damit auf die Unterstützung Südkoreas für eine UNO-Resolution, in der Menschenrechtsverletzungen im Norden verurteilt werden.

Seit dem Koreakrieg 1950-53 haben die Bürger der beiden verfeindeten Staaten kaum Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu treten. Daher kommt den Telefonverbindungen, die vom Roten Kreuz aufrechterhalten wurden, besonders große Bedeutung zu. Das vom Staat kontrollierte nordkoreanische Rote Kreuz teilte nun mit, dass es seine Vertretung am Grenzpunkt Panmunjom auflöst und damit die Telefonkontakte abbricht. Bereits zuvor kam die Ankündigung der Staatsführung in Pjöngjang, nach der die Grenze ab 1. Dezember abgeriegelt werden soll. Das könnte auf eine Ausdörrung des von Südkorea betriebenen Industriekomplexes Kaesong hinauslaufen, der auf KDVR-Gebiet als Symbol der Aussöhnung aufgebaut worden war. Eine völlige Schließung der stark befestigten Grenze würde den Waren- und Personenverkehr zwischen dem Süden und dem Industriekomplex Kaesong empfindlich stören. Dort stellen 32 000 nordkoreanische Beschäftigte Kleidung, Geräte, Uhren und andere Waren für südkoreanische Firmen her. Außerdem sind in Kaesong 1500 Südkoreaner beschäftigt.

Wie KCNA weiter als Begründung für die Grenzschließung anführte, habe Südkorea Vereinbarungen von Gipfeltreffen zwischen den beiden Ländern 2000 und 2007 nicht umgesetzt. »Die südkoreanische Marionettenregierung sollte niemals vergessen, dass die derzeitigen innerkoreanischen Beziehungen an einem Scheideweg von Bestand und totalem Abbruch stehen«, hieß es in einem KCNA-Bericht. Die Grenzschließung sei nur der »erste Schritt«.

Ein Sprecher des südkoreanischen Vereinigungsministeriums erklärte, sollte die Grenzschließung tatsächlich umgesetzt werden, hätte dies einen negativen Einfluss auf die bereits erzielten innerkoreanischen Beziehungen. Er glaube aber, dass Nordkorea keine völlige Schließung anstrebe.

Der seit Februar amtierende konservative südkoreanische Präsidenten Lee Myung Bak steht für eine harte Linie gegenüber Pjöngjang und hatte angekündigt, er wolle bereits vereinbarte Maßnahmen mit Nordkorea zurücknehmen, weil diese zu viel Geld kosten würden.

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