Sieg über die Sturheit

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Alle sind ein wenig stolz auf sich, jeder präsentierte sich gestern als erfolgreich. Zwar ist es kein voller Erfolg, sondern nur ein erklärter Kompromiss, doch hat das Berliner Tarifergebnis für den öffentlichen Dienst viele Väter. Die Werktätigen streikten hart, ihre Gewerkschafter verhandelten ebenso, der Arbeitgeber hielt fast ein Jahr stand. Rot-Rot ließ sich 455 Euro jährlich pro Beschäftigten abringen, doch der Etat muss nicht aufgestockt werden, weil die Zahlung erst Juni 2009 beginnt.

So viel demonstrativer Erfolg macht natürlich etwas misstrauisch. Doch wenn jetzt noch die gewerkschaftliche Basis zustimmt, könnte die Ernte endgültig eingebracht werden. Dass sich jemand überfahren wähnt, weil alles zu schnell ging, ist nicht zu erwarten. Es wird ja sogar schon die Wiederaufnahme der Verhandlungen zusätzlich als Sieg über die Sturheit gewertet. Hier nun kommt der Regierende Bürgermeister ins Spiel. Im Verein mit seinem SPD-Genossen Finanzsenator Sarrazin nährte Klaus Wowereit erfolgreich den Verdacht, er wolle den Tarifstreit noch lange aushalten und -sitzen.

Dass damit Schluss war, ist sicher nicht zuerst beider Politiker Verdienst. Die Berliner hatten sachte die Schnauze voll, die LINKE als Koalitionspartner hatte sich frühzeitig von solcher Sturheit abgesetzt. Auch für die Berliner SPD ist 2009 Bundestags-Wahljahr. Da sollte man eben nicht zu viel Feind und Ehr' anderweitig suchen.

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