Solarien sind gefährlich

Studie offenbart Risikodenken der Sonnenbader

  • Elfi Schramm
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine von der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) in Auftrag gegebene Studie zur Nutzung von Solarien ergab, dass die Menschen zwar die Risiken von UV-Strahlen kennen, diese aber bewusst ignorieren.

Jährlich erkranken 140 000 Menschen in Deutschland neu an Hautkrebs. Diese Zahl steigt kontinuierlich jedes Jahr um sieben Prozent. Risikofaktor Nummer eins ist hier die UV-Strahlung. Besonders gefährdet sind Jugendliche unter 18 Jahren, deren Haut noch nicht ausgereift ist.

Als Grund für den Besuch eines Sonnenstudios gaben in der Studie der Deutschen Krebshilfe 62 Prozent der Befragten Attraktivitätssteigerung an, 61 Prozent Wohlbefinden, 52 Prozent Entspannung und 46 Prozent das Vorbräunen vor dem eigentlichen Sonnenbaden. Mehr als 90 Prozent aller Befragten wussten, dass jeder Sonnenbrand einen bleibenden Schaden in der Haut hinterlässt, dass künstliche und natürliche UV-Strahlung das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, erhöht und zu vorzeitiger Hautalterung führt.

Stichproben in 100 zertifizierten Solarien ergaben, dass nur vier davon ohne Mängel arbeiten. Besucher werden nicht über die Gesundheitsrisiken durch UV-Strahlung aufgeklärt, bei mehr als jedem zweiten Betrieb erfolgt kein Hinweis zur Schutzbrille und bei fast der Hälfte der Solarien findet keine Beratung zum Hauttyp statt, obwohl seit 2003 eine freiwillige Vereinbarung mit den Verbänden der Solarindustrie zum Schutz der Solariennutzer existiert.

In Sonnenstudios wird die Haut sehr hohen UV-Dosen ausgesetzt. Die Bestrahlungsstärken liegen dabei teilweise weit über der höchsten Sonneneinstrahlung, die auf der Erde gemessen werden kann – nämlich mittags um 12 Uhr bei wolkenlosem Himmel am Äquator. Sie wird mit der Stärke 12 angegeben. Ab einer Indexstärke 8 empfiehlt die WHO den Aufenthalt in Gebäuden. In Sonnenstudios können Stärken von 12 bis 48 gemessen werden. Das ist ein direkter Risikofaktor für das Entstehen eines Melanoms. Besonders Kinder und Jugendliche müssen sich sehr schützen. »Wer vor dem 35. Lebensjahr mit der Solariennutzung beginnt, verdoppelt nahezu sein Risiko, später an dem gefährlichen ›Schwarzen Hautkrebs‹ zu erkranken, erklärt Prof. Dr. Eckhard Breitbart von der ADP. In deutschen Kindertagesstätten ist es mittlerweile üblich, vor dem Gang ins Freie für einen wirksamen Sonnenschutz bei den Kindern zu sorgen. Das sollte auch in den Familien zu einer Selbstverständlichkeit werden, empfehlen die Experten. Kinder- und Jugendärzte fordern seit Langem ein Verbot der Sonnenstudionutzung für Personen unter 18 Jahren.

Seit 33 Jahren gibt es in Deutschland Solarien, seit 1970 eine Verdreifachung von Hautkrebs. Jeder fünfte Mann und jede zehnte Frau tragen außerdem ein erhöhtes Risiko, an »Schwarzem Hautkrebs« zu erkranken. Damit ist das Risiko für den Hautkrebs heute generell höher als bei allen anderen Generationen davor, äußerte Breitbart besorgt. Mehr als 50 Sonnenbäder pro Jahr sollten es nicht sein.

Tipps, wie Solarien ohne jede Gefahr genutzt werden können, gibt es nicht. Die Deutsche Krebshilfe rät: »Gehen Sie gar nicht erst hin!«

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