Treffen in Moskau soll Gasblockade auflösen

Putin und Timoschenko verhandeln direkt

  • Lesedauer: 2 Min.
Im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland um russische Gaslieferungen kommen an diesem Sonnabend in Moskau diejenigen zusammen, die den Gasstrom nach Westen wieder in Gang bringen können.

Moskau/Kiew (Agenturen/ND). Der Totalstopp russischer Gaslieferungen seit eineinhalb Wochen zehrt zunehmend an den Reserven der EU. Russlands Regierungschef Wladimir Putin verkürzte am Freitag wegen der wachsenden Dramatik sogar seinen Besuch in Deutschland. Kanzlerin Angela Merkel drängt Russland seit Tagen zu einem Ende des Gasstreits.

Putin wird nun mit der ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko erstmals seit Monaten wieder direkt verhandeln, nachdem sich beide Seiten zuletzt gegenseitig die Schuld am Streit gegeben hatten. Die Fronten in dem Konflikt sind so verhärtet, dass der russische Präsident Dmitri Medwedjew mit Krisengipfel und EU-Hilfe den Durchbruch im »Gas-Krieg« erreichen will.

Die entscheidende Phase sei erreicht, schrieb die Moskauer Zeitung »Kommersant«. Auch Timoschenko wolle mit Putin »alle Probleme klären«, hieß es in Kiew. Die Schlacht sei schicksalhaft für Timoschenko und die finanziell extrem klamme Ukraine. »Am Wochenende bekommen wir entweder Gas und Waffenstillstand oder einen Krieg von allen und mit allen«, kommentierte die Kiewer Zeitung »Segodnja«. Eine Lösung sehen viele Experten nur noch im raschen Abschluss neuer Gasverträge zwischen den Streitparteien.

Putin hat derweil seine Forderung nach der Bildung eines internationalen Konsortiums bekräftigt, um die russischen Gaslieferungen über die Ukraine zu sichern. Er schlage vor, »das Risiko zu teilen«, sagte er am Freitag bei einem Treffen mit Vertretern der Gasbranche in Berlin. Das Konsortium solle der Ukraine das zur Betreibung der Verteilanlagen nötige technische Gas bereitstellen. Dies müsse schnell geschehen, da die Menschen und Industrien in den Abnehmerländern durch die ausbleibenden Gaslieferungen litten, so Putin. Der Chef des italienischen Energieversorgers ENI, Paolo Scaroni, erklärte bei dem Treffen, die Energiefirmen wollten in »den kommenden Stunden« einen Vorschlag zur Zusammenarbeit präsentieren. An dem Treffen nahmen unter anderen auch Eon-Ruhrgas-Chef Bernhard Reutersberg und der Chef des französischen Gasversorgers GDF, Jean-François Cirelli, teil. Merkel hatte Russland zuvor gewarnt, das Land gefährde durch die ausbleibenden Lieferungen seinen Ruf als verlässlicher Lieferant.

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