Lob der Lyrik

Eva Strittmatter und Richard Pietraß / Die Dichterin (Jahrg. 1930) und der Dichter (Jahrg. 1946) erhalten heute den »ver.di-Literaturpreis 2009«

  • Irmtraud Gutschke
  • Lesedauer: 2 Min.

Als er geboren wurde, bereitete sie sich auf das Abitur vor. Sie war schon berühmt, als er mit seinen Gedichten debütierte. Eva Strittmatter und Richard Pietraß sind nun als Preisträger zusammengespannt und machen gute Miene zum guten Spiel. Es ist lobenswert, dass die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di seit 2004 einen Literaturpreis für Berlin-Brandenburg vergibt. Dass die 5000 Euro nun durch zwei geteilt werden, liegt an der Freundlichkeit der Jury, zwei Dichtern eine Freude machen zu wollen, zumal Lyrik nach Kinderbuch und Prosa erst in drei Jahren wieder mit einer Auszeichnung dran wäre. Gerechtigkeit und Kunst – ein Thema für sich ...

Anliegen des Preises: Literatur in die Öffentlichkeit zu rücken, was für Eva Strittmatters Werk hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Sie, die nächstes Jahr achtzig wird, genießt eine solche Popularität, hat eine so große Lesergemeinde, dass ihr höchste Ehrung gebührt. Zur Auszeichnung steht ihr Band »Sämtliche Gedichte«, der wichtige Teile ihres Gesamtwerks enthält. Sie wird aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Preisverleihung teilnehmen. Richard Pietraß wird aus seinem Lyrikband »Freigang« lesen. Die Zuhörer werden die Freude haben, in zwei unterschiedliche künstlerische Welten einzutauchen.

Stärker von äußeren Einflüssen zu leben, sich selbst immer wieder neu finden zu müssen und kein sicheres Hinterland zu haben – darin sieht Richard Pietraß seine besondere Prägung. Einmal, sagte er, sei er sogar in Schulzenhof gewesen, fast inkognito. Er habe eine Journalistin chauffiert, die Erwin Strittmatter vor seinem 80. Geburtstag interviewen wollte. Als er am Ende doch seinen Namen nannte, habe Erwin Strittmatter zu seiner Freude gesagt: »Meine Frau schätzt sie.« Eva Strittmatter war an diesem Tag nicht da, und sie weiß auch nicht, dass er als Student ihre ersten in der »Neuen Deutschen Literatur« veröffentlichten Gedichte abgeschrieben hat – mit Durchschlägen für Freunde.

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