Steinmeier macht sich für Magna als Opel-Investor stark

Konzernmutter General Motors verschärft Sparkurs / Angeblich Fiat-Garantie für Produktionsstandorte

  • Lesedauer: 3 Min.
Wie es beim Autobauer Opel weitergeht, steht in den Sternen. Zwischen Detroit und Berlin ist noch nichts entschieden.

Detroit/Berlin (dpa/ND). Der ums Überleben kämpfende US-Autobauer General Motors (GM) greift in seiner Not zu noch drastischeren Kürzungen als bislang geplant. Die Opel-Mutter kündigte am Montag für die USA einen verschärften Stellenabbau, zusätzliche Werksschließungen und eine schnellere Verkleinerung des Händlernetzes an. Die über 80 Jahre alte Sportwagenmarke Pontiac wird eingestellt. Die Trennung von der schwedischen Tochter Saab soll bis spätestens Ende dieses Jahres erfolgen. Zudem will der Konzern seinen Schuldenberg um mindestens 44 Milliarden Dollar abbauen.

Seinen Gläubigern machte der Konzern ein Angebot zur Umwandlung eines Teils ihrer Forderungen in eine Zehn-Prozent-Beteiligung an GM. Der Konzern schuldet ihnen rund 27 Milliarden Dollar. Weitere Verbindlichkeiten bestehen gegenüber den Gewerkschaften. Sollten nicht ausreichend Gläubiger die Offerte annehmen, müsse der Konzern ins Insolvenzverfahren. Die US-Regierung hat GM für einen endgültigen Sanierungsplan ein Ultimatum bis Ende Mai gestellt.

Über sein Europa-Geschäft rund um die Tochter Opel führt General Motors weiterhin mit mehreren Interessenten Gespräche. Diese würden mindestens noch in die erste Maihälfte hinein andauern, sagte GM-Chef Henderson. Er hatte zuletzt von mehr als sechs potenziellen Käufern gesprochen. Als Interessenten bekannt sind bislang der italienische Autobauer Fiat und der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna. GM plane keinen Komplettausstieg aus dem Europa-Geschäft. »Wir werden uns nicht aus Europa verabschieden, wir werden nur andere Strukturen haben.«

Fiat will im Falle eines Einstiegs bei Opel nach Informationen von »Spiegel Online« alle vier Opel-Produktionsstandorte in Deutschland erhalten. Das hätten die Italiener in den Verhandlungen garantiert. Das bedeute allerdings nicht, dass auch die aktuellen Kapazitäten der Werke garantiert werden könnten, hieß es in dem Bericht unter Berufung auf einen »Insider« im italienischen Turin. Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz hat große Zweifel an dieser angeblichen Garantie für die deutschen Standorte. »So lange kein von autorisierter Stelle unterschriebenes Dokument vorliegt, glaube ich so etwas nicht«, sagte Franz am Montag.

Nach Informationen der »Financial Times Deutschland« hat sich Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier in die Gespräche über einen Magna-Einstieg eingeschaltet. Unter Berufung auf das Umfeld des SPD-Kanzlerkandidaten berichtet die Zeitung (Montag), Steinmeier halte Magna für eine interessante Option für Opel. Auch der Opel-Betriebsrat könnte einem Einstieg von Magna Positives abgewinnen.


Chrysler-Sanierung

Die US-Automobil-Gewerkschaft UAW hat sich im Ringen um eine Rettung des angeschlagenen Autobauers Chrysler mit dem Unternehmen auf Einschnitte bei der Entlohnung verständigt. Wie UAW am Sonntag mitteilte, sieht die vorläufige Vereinbarung mit Chrysler, Fiat und der US-Regierung Änderungen des 2007 ausgehandelten Tarifvertrags vor. Die aktiven und pensionierten Mitglieder der Gewerkschaft würden um außergewöhnliche Opfer gebeten, um Chrysler am Leben zu erhalten, sagte UAW-Vize General Holiefield.

Sollte die Einigung am Mittwoch von den Gewerkschaftsmitgliedern angenommen werden, hätte Chrysler eine wichtige Hürde zur Rettung genommen. Die Übereinkunft ermögliche es dem Unternehmen, die Vorgaben des US-Finanzministeriums einzuhalten und seine Bemühungen um eine Partnerschaft mit dem italienischen Fiat-Konzern fortzusetzen, erklärte Chrysler-Chefunterhändler Al Iacobelli. Am Donnerstag muss Chrysler der US-Regierung einen Sanierungsplan vorlegen, an den Präsident Barack Obama weitere Finanzspritzen geknüpft hat. AFP

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