Kinderbuch

Zu Hause bei Dodo dreht sich immer alles um dieselbe Person: um Gloria, die Mutter. Denn Gloria ist Opernsängerin, und wenn sie probt, darf die Tochter nicht stören. Zum gemeinsamen Essen bleibt auch keine Zeit. Dodo soll sich eben einfach irgendwo was kaufen. Und nachmittags oder abends ist die Mutter sowieso dauernd unterwegs, entweder an der Oper oder mit Kollegen in einem schicken Lokal.

Zu allem Überfluss findet Dodo auch bei Gleichaltrigen keinen Anschluss. Weil ihre Mutter nur Saisonverträge bekommt, ziehen sie alle paar Monate um. Dodos beste Freunde in der neuen Stadt sind deshalb der Mann vom Würstchenstand und ein charmanter Kellner beim Italiener um die Ecke. Und Karl, Hilfsarbeiter in der Oper, der sich für Dodo zu einer Art väterlicher Freund entwickelt.

So trist die Ausgangslage auch scheint, nach und nach kommt Farbe in Dodos Alltag. Dodo selbst ist es, die die Wende schafft. Dank des segelohrigen Karls schrittweise mit mehr Selbstvertrauen ausgestattet, wagt sie sich aus dem Schneckenhaus und ergreift ihre Chance, als eine Ersatzstimme für den Kinderchor benötigt wird. Diese Entwicklung ist fast märchenhaft schön und dennoch glaubwürdig erzählt. Die untypische und zugleich anrührende Mutter-Tochter-Geschichte nimmt die Leser mit auf eine intensive Achterbahnfahrt der Gefühle.

Gudrun Mebs: Schutzengel mit Segelohren. Sauerländer, 184 Seiten, 12,90 Euro (ab 10 J.)

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