Suche nach Verschleppten in Jemen

Tote deutsche Frauen sind zwei Schwesternschülerinnen der Bibelschule Brake in Lemgo

  • Lesedauer: 3 Min.
Bundeskanzlerin Angela Merkel dringt auf eine rasche Klärung des Schicksals der deutschen Geiseln in Jemen.

Berlin/Sanaa (Agenturen/ND). »Wir tun alles, dass wir möglichst schnell erfahren, was mit den anderen Geiseln ist«, sagte Merkel am Dienstag in Berlin. Der Tod von zwei deutschen Frauen in Jemen sei »eine sehr traurige Nachricht«. Sie warnte aber vor Spekulationen »an falscher Stelle« über die Hintergründe der Tat. Wichtig sei jetzt, alles aufzuklären.

Die sterblichen Überreste der drei Frauen, die von Geiselnehmern in der jemenitischen Provinz Saada ermordet wurden, sind am Dienstag per Hubschrauber in die Hauptstadt Sanaa gebracht worden. Das berichteten Augenzeugen am Flughafen. Die Leichname der zwei deutschen Pflegehelferinnen und der koreanischen Lehrerin sollten nach Angaben des Gesundheitsministeriums zunächst zur Autopsie gebracht und dann in ihre Heimatländer übergeführt werden. Von den weiteren sechs Geiseln, die noch vermisst werden – eine fünfköpfige deutsche Familie und ein Brite fehlte am Dienstag noch jede Spur.

Am Dienstag traf ein deutsches Ermittlerteam in der Hauptstadt Sanaa ein. Das verlautete aus jemenitischen Sicherheitskreisen in Sanaa. Ein zweites Team, zu dem auch Ärzte gehörten, werde noch erwartet, sagte ein Beamter. Der Gouverneur der Provinz Saada, in der die neun Ausländer am vergangenen Freitag entführt worden waren, versprach unterdessen für Hinweise auf das Versteck der Geiselnehmer eine Belohnung von umgerechnet rund 18 000 Euro.

Bei den beiden in Jemen tot aufgefundenen deutschen Frauen handelt es sich um Schwesternschülerinnen der Bibelschule Brake in Lemgo (Nordrhein-Westfalen). Die Schulleitung teilte mit, sie habe »mit tiefer Bestürzung« die

Nachricht vom Tod der 24-jährigen Anita G. und der 25-jährigen Rita S. aufgenommen.

Die beiden Schülerinnen der Bibelschule im Lipperland waren nach Angaben der Schulleitung seit Anfang Juni in Jemen, wo sie im Krankenhaus von Saada als Krankenpflegerinnen ein Praktikum für die Hilfsorganisation Worldwide Services absolvierten. Das Praktikum sollte drei Monate dauern. Laut Schulleitung hatten sich Rita S. und Anita G. »aufgrund ihres ausgeprägten sozial-diakonischen Engagements« für den Einsatz entschieden.

Die 1959 gegründete Schule bezog 1962 das Schulgebäude in Brake im Nordosten Nordrhein-Westfalens. Zu ihren Ausbildungszielen gibt die Schule an, »angesichts des Missionsbefehls Jesu Christi« solle »die gesamte Ausbildung dazu beitragen, dass jeder die Schule mit einem ›Herzen für Mission‹ verlässt«.

Die Umstände des Todes der beiden Frauen seien noch unklar, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Zugleich erläuterte er, es müsse davon ausgegangen werden, dass die fünf anderen entführten Deutschen in den Händen »skrupelloser Gewalttäter« seien.

Die jemenitischen Sicherheitskräfte durchkämmten am Dienstag auf der Suche nach den verschleppten Geiseln Regionen im Norden des Landes.

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