Drei Tage Leben. So viel?

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Jetzt reißen Politiker Türen ins Freie auf: Da sommer wieder! Hinaus, hinaus ... ja, aber wohin? Ins Fernsehen! Dort finden – noch am 1. und 8. August – »Drei Tage Leben« statt. In der ZDF-Sendung tauschen Funktionäre mit Bürgern kurz die Rollen. Das ist der Krebs der freiheitlichen Gesellschaft: Sie gebiert unmögliche Träume – jetzt wollen selbst Politiker mal Menschen sein. Wie soll Claudia Roth das so schnell schaffen, die Evolution hat keine Übung in Quickies, sie ist doch kein Dreitage-Bart.

Es heißt, die Politiker wollten Erfahrungen sammeln im »vorpolitischen Raum«. Womit klar wäre, was sie darunter verstehen: den Alltag! Nichts Eigentliches also. Für Politiker nur ein Vorfeld. Dort klärt man Dinge, die später auf keinen Fall stören sollen. So sagte Saarlands Ministerpräsident Müller auf einer Wanderung, die sich Wahlkampf nennt: »Wenn’s irgendwo klemmt, stehen wir Gewehr bei Fuß.« Das sagte er vor Senioren. Im Altersheim, wo’s ja am Rollstuhl schnell mal klemmt, klingt dieser Satz nicht wie Zukunftsmusik.

Der moderne Staat und sein Vertreibungsprogramm: Er siedelt die Menschen im vorpolitischen Raum an, wo sie ab und zu von höheren Mächten besucht werden wie in einem Zoo. Die Politik lässt nichts aus, um sich zum Affen zu machen.

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