Stück für Stück

Martin Kröger findet, dass Rollheimer bleiben sollten

  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist ein bisschen wie bei dem Lied Karl der Käfer. In dem Musikstück aus den achtziger Jahren der Band »Gänsehaut« wird die Geschichte eines Käfers erzählt, der durch einen Autobahnbau aus seinem Wald vertrieben wird. Ein ähnliches Schicksal haben derzeit auch die verbliebenen subkulturellen Projekte am Spreeufer: Stück für Stück weicht eines nach dem anderen Hochhäusern – oder wie im Fall der Wagenburg »Schwarzer Kanal« am Ende des Jahres wahrscheinlich einer Betonauffahrt.

Im Unterschied zum Käfer werden die Rollheimer jedenfalls vorher gefragt, und ihnen werden immerhin Ausgleichsflächen angeboten, mögen manche einwenden. Doch das ändert nichts daran, dass aus dem lebendigen Spreeraum mehr und mehr eine urbane Wüste wird. Der kleine Wagenplatz an der Michaelbrücke steht symbolisch für diese Verdrängung, die genauso auch Clubs und Strandbars betrifft.

Dass den Menschen in den anliegenden Wohnvierteln diese Stadtpolitik gegen den Strich geht, haben sie indes nicht nur in einem Bürgerentscheid vor einem Jahr eindrucksvoll dargelegt. Auch zur Spreeparade Anfang Juli waren Tausende junger Menschen vors Rote Rathaus gezogen. Aber offenbar ist die lautstarke Botschaft nicht angekommen – ein Platz für die Menschen ist in den stadtplanerischen Vorstellungen weiter nicht vorgesehen: Die Rollheimer hat man zwar gefragt, man hat sie jedoch dennoch fortgejagt.

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