Die Beichte

Ich habe sie geliebt von Zabou Breitman

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist fast, als solle zum Schaden auch noch der Spott kommen: Da wird eine junge Frau von ihrem Ehemann verlassen, der zu seiner Geliebten zog – und muss sich ausgerechnet von ihrem Schwiegervater erzählen lassen, dass er vielleicht gut daran tat. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, erklärt der sonst eher wortkarge Pierre (Daniel Auteuil), und erzählt seiner Schwiegertochter in einer langen Winternacht eine Parallelgeschichte aus seinem eigenen Leben, die anders ausging und noch tiefere Wunden hinterließ.

Zabou Breitmans Film heißt schlicht und einfach »Ich habe sie geliebt« wie die Romanvorlage der französischen Bestseller-Autorin Anna Gavalda. Ob Gavalda Schundromane schreibt, die ein Millionenpublikum erreichen, oder tiefgründige Literatur in Umgangssprache, ob sie ein überbewertetes Popsternchen des Literaturbetriebs ist, ein Fräuleinwunder à la française, oder ein herausragender Exponent moderner Literatur, ist unter Kritikern umstritten. Fest steht, dass sich ihre Bücher gut verkaufen und auch die Verfilmung von »Zusammen ist man weniger allein« auch dank der Mitwirkung von »Amélie«-Star Audrey Tautou nicht nur in Frankreich ein Renner war.

Dass Zabou Breitman, vor Jahren mit dem Demenz-Drama »Claire – Se souvenir des belles choses« in den deutschen Kinos, in erster Linie Schauspielerin ist – jüngst war sie als spätstudierende Mutter in der Familiengeschichte »C’est la vie – So sind wir, so ist das Leben« zu sehen –, merkt man ihrer Darstellerführung an. Auteuil, sonst gern zwischen einer Mimik faltiger Melancholie und Gesten abweisender Introvertiertheit schwankend, spielt in dem langen Rückblick im Kern von Breitmans Film einen beschwingt verliebten Geschäftsmann, der drauf und dran ist, für die Geliebte (Marie-Josée Croze) die Familie über Bord zu werfen. Und es dann eben doch nicht tut.

Sobald der Film sich wieder seinem Auslöser zuwendet und die Schwiegertochter mit ihren nun allein zu erziehenden Töchtern konfrontiert, verliert er an Reiz. Die zentrale Montage wechselnder Hotelzimmer aber, in der Pierre an immer neuen Orten die Liebe seines Lebens trifft, lässt ihn ein paar Minuten lang vom Boden abheben.

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