Eiszeit à la Chávez

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Männerfreundschaft ist wohl endgültig zerbrochen: Hugo Chávez hat seinen Botschafter aus Kolumbien abgezogen und seinem Präsidentenkollegen Álvaro Uribe den Fehdehandschuh hingeworfen. Wenn Kolumbiens Regierung mit ihren Anschuldigungen fortfahre, stünden die Handelsbeziehungen und die Enteignung kolumbianischen Eigentums in Venezuela zur Disposition. Chávez ist über Bogotá ernstlich vergrätzt und dessen letzter Vorwurf, Caracas habe die kolumbianische FARC-Guerilla mit Raketenwerfern versorgt, ist nur der berühmte Tropfen, der das Fass mal wieder zum Überlaufen gebracht hat.

Noch 2007 hatte Chávez offiziell für Uribe mit der FARC über Geiselfreilassungen verhandelt, dann entzog Uribe ihm das Mandat und aus der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Links- und dem Rechtsaußen der lateinamerikanischen Präsidentengilde entwickelte sich eine Feindschaft, in der selten Entspannungszeichen gesendet wurden.

Chávez brandmarkt Uribe inzwischen offen als »Handlanger des Imperialismus«. Grundlos ist das nicht. Mit dem aus Washington gesponserten Plan Colombia wird seit Jahren Kolumbien unter dem Deckmantel der Drogenbekämpfung militarisiert und zum zentralen Statthalter US-amerikanischer Interessen im Hinterhof ausgebaut. Und derzeit prüft Bogotá gar, US-Militärs den Zugang zu drei kolumbianischen Armee-Stützpunkten zu gewähren. Die ambivalente Haltung der Obama-Administration in der Causa Honduras tut ein Übriges, um Chávez in seinem Argwohn zu bestärken. Noch ist ein Kurswandel von Washington in Lateinamerika nicht sichtbar. Das Zeichen gegen Bogotá gilt nicht zuletzt Obama.

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