Manja Schreiner: Noch nicht so alt, aber von gestern

Andreas Fritsche zum Amtsverzicht von Verkehrssenatorin Manja Schreiner

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Manja Schreiner ist eine sympathische und respektable Frau. Daran ändert auch die Aberkennung ihres Doktortitels nichts. Sie hat nicht dreist geschummelt wie jene Politiker, die glaubten, sie könnten akademische Grade nebenher in Teilzeit erwerben, während anständige Wissenschaftler jahrelang von früh bis spät daran arbeiten. Schreiner ließ lediglich die nötige Sorgfalt vermissen. Das ist schlimm genug. Schreiner war von 2004 bis zur Erlangung ihres Doktortitels im Jahr 2007 keine Politikerin, aber als Qualitätsmanagerin und Justiziarin bei einem Kreuzfahrt-Anbieter tätig. Allzu streng sollte man mit ihr nicht sein. Vielleicht hat ihr Widerspruch sogar Erfolg und sie erhält ihren Doktortitel noch zurück.

Anzukreiden ist Schreiner vielmehr ihre angeblich »unideologische Verkehrspolitik« (Originalton Regierender Bürgermeister Kai Wegner – korrekt als wörtliches Zitat mit Anführungsstrichen gekennzeichnet). Ehrlicherweise müsste Schreiners Kurs als sehr wohl ideologisch bezeichnet werden. Fast immer, wenn konservative Politiker in Abgrenzung zu linken und umweltfreundlichen Ideen von einer ideologiefreien Sacharbeit sprechen, beabsichtigen sie das glatte Gegenteil davon.

Im vorliegenden Fall geht es um eine Anbiederung an die Autofahrer. Das ist mit umgekehrten Vorzeichen dann auch nichts anderes als das Wegnehmen von Parkplätzen und das Sperren von Straßen für den Autoverkehr um jeden Preis. Das ist Symbolpolitik. Eine vernünftige Verkehrspolitik sollte sich stattdessen an den Anforderungen des Klimaschutzes und den Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren. Ohne Scheuklappen handeln hieße, den Menschen zu ermöglichen, ohne Auto bequem und billig mit Bus und Bahn, zu Fuß oder mit dem Rad ans Ziel zu kommen. Auch das ist ein politisches Ziel, aber sachgerecht!

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -