Heul nich' rum

Klaus Joachim Herrmann über den Ruf nach Freundlichkeit

  • Lesedauer: 2 Min.

»Und wenn er mal etwas brummig ist, liegt das wohl an seiner Natur«, heißt es in der launigen Gebrauchsanweisung für das WM-Maskottchen »Berlino«. Aber das komme bei ihm nur ganz selten vor, beruhigen dessen Vertreter, »und ist spätestens dann vorbei, wenn er freundliche Menschen um sich herum hat«. So sind Bären nun mal – Berliner auch?

Schon dass sie einer Kampagne für Freundlichkeit bedürfen, spricht für sich. Die Offensive des Lächelns ist aber offenbar doch nicht ganz so furchtbar ernst gemeint, was wiederum für die Erfinder des Projektes und ebenfalls die Berliner spricht.

»›herz & schnauze‹ macht mobil für die Leichtathletik-WM«, erscholl es gestern noch einmal besonders kräftig anlässlich der Unterstützung der vom Senat und nun auch durch die Wall AG mit 1500 Werbeflächen gestützten Offensive. Sie dient dem edlen Anliegen, die Berliner sollten Besuchern gastfreundlich, hilfsbereit und weltoffen begegnen.

So rüsten die landeseigenen Werber von Berlin Partner die Hauptstädter weltmeisterlich. Dies nicht nur mit »Guten Tag« oder Bitte und Danke, sondern auch mit Wendungen auf »kultigen Sprüchekarten zum Download« bei www.sei.berlin.de/kampagne/ herz-schnauze/spruechekarten/. Danach ließe sich mit »Samma, seh ick aus wie ne Infosäule?« landestypisch auf Anfragen aller Art antworten. Verblüffung wäre zu kontern mit »Heul nich rum! Wat kommst'n ooch hier her?«. Auch der nette Spruch »Dein Jesicht hat Heimweh« ist wahre Mundart. So sind Berliner nun mal – Bären auch?

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