Obama gegen »exotische« Aufrüstung
US-Präsident will Stopp unsinniger Projekte
Washington (dpa/ND). Ob Hubschrauber mit atombombensicherer Kombüse oder »Raptor«- Kampfjets: US-Präsident Barack Obama will milliardenschwere Militärausgaben für unsinnig gewordene Waffensysteme verhindern. Die zeitgemäße Ausrüstung der US- Streitkräfte mache »eine fundamentale Reform« der bisherigen Ausgabenpolitik für die Verteidigung notwendig, sagte Obama vor Kriegsveteranen in Phoenix (Arizona). Er kritisierte die US-Waffenindustrie und Abgeordnete im Kongress, die sich für Systeme einsetzten, »die besser geeignet sind, die Sowjets auf den Feldern Europas zu bekämpfen als die Aufständischen im wilden Gelände Afghanistans«.
20 Jahre nach Ende des Kalten Krieges sei ein Verteidigungshaushalt mit solchen Schwerpunkten »einfach nicht akzeptabel«. Obama drohte dem Kongress mit seinem präsidialen Veto, falls Waffensysteme lediglich mit Blick auf Erhalt von Arbeitsplätzen oder aus Rücksicht auf Industrie-Interessen beschlossen würden. Er brauche auch keinen Präsidenten-Helikopter, »in dem ich mir ein Essen kochen könnte, während wir unter nuklearem Beschuss stehen«, sagte er unter dem Gelächter der Zuhörer. »Wenn die USA atomar angegriffen werden, würde ich als allerletztes daran denken, mir einen Snack zuzubereiten.«
Der Entwurf des Verteidigungshaushalts, der dem Repräsentantenhaus vorliegt, sieht laut der »Washington Post« die Anschaffung von insgesamt 28 Hubschraubern für das Weiße Haus im Gesamtwert von 11,2 Milliarden Dollar vor. Obama will das Programm verhindern.
Der Steuerzahler habe schon Milliarden für fragwürdige Rüstungsaufträge und »exotische Projekte, die Jahre hinter dem Zeitplan hinterherhinken« ausgeben müssen, sagte Obama. Lobbyisten versuchten Waffensysteme durchzusetzen, »die nicht einmal unsere Militärs wollen«. Es sei höchste Zeit, diese Entwicklung zu stoppen. »Es ist eine Beleidigung des amerikanischen Volkes und unserer Truppen.«
Der US-Präsident verwies auf die erfolgreiche Verhinderung des Baus weiterer Kampfflugzeuge vom Typ F-22. Sie hätten die Steuerzahler fast zwei Milliarden Dollar gekostet, obwohl das Pentagon gegen die Anschaffung zusätzlicher Maschinen gewesen sei. Der US-Senat war im Juli mit Mehrheit den Forderungen Obamas und von Verteidigungsminister Robert Gates gefolgt, die sich gegen neue F-22-»Raptor«-Kampfjets ausgesprochen hatten.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.