General verweigert Gehorsam

Streit um Bewaffnung der polnischen Armee

  • Julian Bartosz, Wroclaw
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Oberkommandierende der polnischen Landstreitkräfte, General Waldemar Skrzypczak, lehnt sich gegen die »ministerielle Bürokratie im Verteidigungsressort« auf und fordert bessere Waffen für die Armee.

Als die sterblichen Überreste des zehnten am Hindukusch gefallenen polnischen Soldaten in dieser Woche am Heimatstandort eintrafen, zündete General Skrzypczak eine politische Bombe: Zwei Feinde habe die in Afghanistan kämpfende Truppe – die Taliban und die verkrusteten Strukturen im Warschauer Ministerium, die eine notwendige technische Aufrüstung des polnischen Kontingents mit ihren lang währenden Prozeduren erschweren oder gar verhindern. Seitdem muss Skrzypczak den Vorwurf zurückweisen, er greife die zivile Kontrolle des Militärs – also einen der wichtigsten Grundsätze des demokratischen Rechtsstaates – an. Seine Antwort: Er rebelliere nicht gegen Verteidigungsminister Bogdan Klich (Foto: AFP/Radwanski), sondern kritisiere dessen militärischen Mitarbeiter »aus der alten Schule«. Diese wüssten nicht, was die kämpfende Truppe brauche, nämlich Kampfhubschrauber, besser gepanzerte Fahrzeuge und unbemannte Aufklärungsflugzeuge.

In der Tat hätte Damian Ambrozinski sein Leben nicht opfern müssen, so der ehemalige Kommandeur der GROM-Rangers, General Petelicki, wenn die polnischen Einheiten über eine angemessene Aufklärung verfügen würden. Klich habe sich blamiert und stütze dabei Generäle in seiner direkten Umgebung, die nichts vom Krieg verstünden. Alle Warschauer Blätter, voran die »Trybuna«, stehen jedoch auf der Seite des Ministers. General Skrzypczak wiederum stellte sich zur Verfügung des Staatspräsidenten Lech Kaczynski, der als Oberbefehlshaber der Streitkräfte fungiert. Indes erklärte Außenminister Radoslaw Sikorski: »Wir bleiben in Afghanistan.« Polen, das als NATO-Verbündeter den Einsatz bewusst mitentschieden habe, müsse darauf drängen, dass andere Allianzmitglieder mehr für den Sieg am Hindukusch tun. Hier entscheide sich nämlich die zukünftige Rolle und Glaubwürdigkeit des Paktes.

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