Grünes Blaublut

Ulrich Habsburg / Der Adelsspross will als Bundespräsident an Österreichs Spitze

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie: Grünes Blaublut

Das Streben nach höheren Weihen scheint den Habsburgern in die Wiege gelegt worden zu sein. Nachkommen der jahrhundertelang in Europa herrschenden Adelsdynastie der Habsburger wollen in Österreich wieder zu Ehren gelangen – zum Beispiel ins Amt des Bundespräsidenten. Die Zeiten, in denen man den Thron einfach erben konnte, sind allerdings passé. Jetzt müssen die Blaublüter erst einmal am Verfassungsgericht vorbei. Denn laut Gesetz sind »Mitglieder regierender und ehemals regierender Häuser« in Österreich von der Wahl zum Bundespräsidenten – die nächste steht 2010 bevor – ausgeschlossen. Die gültige Wahlordnung wurde 1918 mit Beginn der Ersten Österreichischen Republik eingeführt.

Die Habsburger fühlen sich von diesem Gesetz diskriminiert. Jetzt hat Ulrich Habsburg-Lothringen, Urenkel des letzten Großherzogs Ferdinand IV. von Toskana und Neffe dritten Grades von Otto Habsburg-Lothringen, Beschwerde beim Verfassungsgericht eingereicht. Darin heißt es: »Mit dieser Bestimmung wird das verfassungsrechtlich gewährleistete Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz, das Sachlichkeitsgebot, das Bestimmtheitsgebot und das Recht auf freie und demokratische Wahlen verletzt.«

Die Politik ist für den 68-Jährigen, der sich der Einfachheit halber nur Ulrich Habsburg nennt, durchaus kein fremdes Terrain, zumindest die Kommunalpolitik. Der studierte Forstwirt ist nämlich Grüner Gemeinderat in der Kärntner Bezirksstadt Wolfsberg. Seit 1986 ist der Vater dreier Kinder schon bei den Grünen, um zu zeigen, »dass der Adel in Österreich nicht nur im rechten Eck beheimatet ist«.

Seine Bemühungen um ein passives Präsidenten-Wahlrecht blieben allerdings bislang erfolglos. Schon 2003 blitzte der Katholik mit einer ähnlichen Forderung ab. Auch in einem Politik-Blog stößt das Vorhaben der Habsburger nicht gerade auf Wohlwollen, um es milde auszudrücken: »Diese genetisch degenerierten Adelproleten, die jahrhundertelang vom Blut und Schweiß der Untertanen gelebt haben, sollen ihre Klappe halten und froh sein, dass es ihnen nicht so ergangen ist wie der Zarenfamilie. Aber was nicht ist, kann noch werden«, drohte ein Blogger.

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