Dem Sieger droht die Aberkennung
Doping verdächtigter Valverde gewinnt Vuelta
Spanien feiert, der Rest der Welt stutzt: Mit Alejandro Valverde hat ein Mann die 64. Vuelta gewonnen, der bei logischer Betrachtung der Dinge nicht einmal eine Startnummer hätte erhalten dürfen. Sportlich war der Sohn eines Truckfahrers aus Murcia das Maß aller Dinge bei dieser Spanienrundfahrt. Seine homogen besetzte Caisse d’Epargne-Truppe hielt das Peloton im Schach.
Mithalten konnte da allenfalls die italienische Liquigas-Mannschaft. Doch deren Frontmann Ivan Basso, der lauthals den Sieg bei der Vuelta angekündigt hatte, besitzt nach abgesessener Dopingsperre nicht mehr die alte Überlegenheit. Alexander Winokurow, der 2006 immerhin noch die Vuelta vor Valverde gewonnen hatte, stieg relativ früh aus. Der Dopingsperrenabsitzer aus Kasachstan konnte nur im Flachen mit den Besten mithalten. »Er war geschockt, wie hoch das Niveau in den Bergen ist«, sagte sein sportlicher Leiter bei Astana, Sean Yates.
Der 23jährige Holländer Robert Gesink (Rabobank) schien lange Zeit in der Lage, Valverde gefährlich zu werden. Doch ein Sturz auf der 17. Etappe verhinderte sogar den Podiumsplatz. Der Gesamtzweite Samuel Sanchez (Euskatel) schließlich attackierte zwar fleißig, aber Valverde ging stets kühl die Attacken seines Landsmannes mit.
Auf dem Asphalt überzeugte Valverde. »Ich bin froh, stets konzentriert und motiviert gewesen zu sein und daher diese schwere Rundfahrt gewonnen zu haben«, sagte er bei der abschließenden Pressekonferenz. Er freute sich und hielt auch manch lobendes Wort für die Leistung seiner Rivalen und die seiner Mannschaftskameraden bereit.
»Daran denke ich nicht« war hingegen die einzige Bemerkung, mit der er die auf November/Dezember terminierte Entscheidung des Sportgerichtshofs TAS über die mögliche Ausweitung einer in Italien verhängten zweijährigen Wettkampfsperre bedachte. Die Disziplinarkammer des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (CONI) ist überzeugt, dass Valverde der Kunde Nr. 18 des Dopingarztes Eufemiano Fuentes ist. Ein DNA-Vergleich zwischen einer Dopingprobe Valverdes und dem Inhalt eines bei Fuentes sicher gestellten Blutbeutels hatte ergeben, dass die dort enthaltene rote Flüssigkeit aus dem selben Organismus stammt. Gibt der TAS den Italienern recht, droht Valverde eine Aberkennung des Vuelta-Sieges.
Während Valverde darüber nicht nachdenken will, blickt Vuelta-Chef Javier Guillén besorgt nach Lausanne. »Für uns wäre dies ein Desaster«, sagt er. Aber momentan wird erst einmal gefeiert. Zeit für Sorgen ist auch morgen.
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