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Deutsche Basketballer schaffen das Double
Weltmeister Deutschland besiegt in spannendem EM-Finale die Türkei mit 88:83
Die deutschen Basketballer sind Europameister. Gegen die Türkei gewannen sie am Sonntagabend das Finale in Riga mit 88:82 und schafften damit das seltene Double aus Welt- und Europameistertitel. Kapitän Dennis Schröder hatte das Team 2022 zu Bronze, ein Jahr danach zu WM-Gold und nun an die Spitze Europas geführt. Lediglich bei Olympia 2024 war eine Medaille mit Platz vier knapp verpasst worden.
Die deutsche Mannschaft hatte die Vorrunde noch dominiert, sich danach in der K.o.-Phase aber eher durchgekämpft, als die Türken ihren Formhöhepunkt erreichten. Auch im Endspiel hatten sie den besseren Start. Gleich die ersten beiden Dreier vom langjährigen NBA-Profi Cedi Osman, ein Krobleger plus Dreipunktwurf von Shane Larkin sowie ein Hakenwurf von Superstar Alperen Sengun fanden den Weg in den Korb, während sich die Deutschen an der schnellen türkischen Verteidigung bis zum 2:13 die Zähne ausbissen. Per eigenem Dreier und seinem ersten Block in der Verteidigung läutete der gebürtige Berliner Franz Wagner dann die Aufholjagd ein, die Isaac Bonga und Dennis Schröder zum 14:14 schnell vollendeten. Am Ende des Auftaktviertels führte das Team des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) sogar mit 24:22.
Dennoch konnte sich das deutsche Team nicht absetzen, weil sie im zweiten Viertel speziell Sengun nicht in den Griff bekamen. Der vielseitige Center der Houston Rockets punktete nicht nur aus allen Lagen, sondern hängte den deutschen Centern Daniel Theis und Johannes Thiemann auch noch ein Foul nach dem anderen an, was diese in der Folge zu noch mehr Zurückhaltung zwang. Offensiv leisteten sich zudem die erfahrensten deutschen Spieler Theis und Schröder ungewöhnlich viele einfache Ballverluste. Zur Halbzeit lagen somit die Türken vorn: 40:46.
»Es war tough. Wir müssen schneller spielen, unsere Chancen besser nutzen und uns gegenseitig besser helfen«, forderte Flügelspieler Isaac Bonga zur Halbzeit im Interview mit Magentasport. Am Ende wurde er mit 20 Punkten selbst zum besten Spieler des Finals gewählt. Im Duell der NBA-Stars stand Sengun nach 20 Minuten bei 15 Punkten, Wagner (Orlando Magic) sogar bei 16. Nur der zweite deutsche Star blieb ungewöhnlich leise. Kapitän Schröder hatte lediglich zwei Freiwurfpunkte beigesteuert. In die zweite Hälfte startete er jedoch sofort mit einem erfolgreichen Dreier. Schon war das DBB-Team wieder dran.
Vor den Augen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier entwickelte sich auch im Nachhinein ein spannendes, stets enges und umkämpftes, vor allem aber hochklassiges Spiel. Wenig überraschend, schließlich trafen hier die beiden einzigen Teams aufeinander, die all ihre acht bisherigen Spiele gewonnen hatten. Wie schon bei der letzten EM in Deutschland 2022 hatten sich erneut die ausgeglichensten Mannschaften gegen jene Teams durchgesetzt, die vor allem auf einen Superstar in ihren Reihen setzten. So waren die hoch gehandelten Serben schon im Achtelfinale gescheitert, da sie nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Bogdan Bogdanović offensiv nur noch auf Nikola Jokić setzten und damit offensiv zu ausrechenbar wurden.
In den Runden danach schalteten die Deutschen erst Slowenien um Luka Dončić und dann die Finnen mit ihrem Superstar Lauri Markkanen aus, während sich die Türken um Giannis Antetokounmpo und dessen Griechen kümmerten. Antetokounmpo konnte sich dank eines 92:89 im Spiel um Bronze gegen Finnland am Sonntag immerhin erstmals in seiner ruhmreichen Karriere nun auch mit dem griechischen Nationalteam eine Medaille sichern.
Im großen Finale wenige Stunden später setzten beide Teams weiter auf variable Offensive und intensive Abwehrarbeit, die Türken setzten sich etwas ab, die Deutschen kamen aber immer wieder heran. Wagner und Schröder hatten immer mehr Probleme, dafür trafen die Rollenspieler Andreas Obst und Bonga zur 77:76-Führung gut dreieinhalb Minuten vor der Schlusssirene. Und als die Türkei noch einmal zurückschlug, übernahm plötzlich doch Kapitän Schröder, der die letzten sechs Punkte des Spiels zum Sieg erzielte.
Das deutsche Team hat die Verletzungsausfälle von Johannes Voigtmann und Moritz Wagner, die beim WM-Gold 2023 noch wichtige Stützen gewesen waren, kompensieren können. Zudem war der neue Cheftrainer Alex Mumbru erkrankt und konnte das Team während der Spiele nicht coachen. Sein Assistenztrainer Alan Ibrahimagic übernahm und führte die DBB-Männer zu Gold. »Jetzt ist große Freude in mir. Das Spiel war eng die ganze Zeit. Aber wie so oft zeigten wir am Ende die größere Qualität«, bilanzierte Ibrahimagic das Endspiel.
Gleichzeitig Welt- und Europameister zu sein, war zuvor nur der Sowjetunion, Jugoslawien und Spanien gelungen. Auch Deutschland hat nun eine Dynastie gestartet, die auch international anerkannt wird. Mit Schröder und Wagner wurden gleich zwei Spieler unter die besten Fünf der EM gewählt, Schröder sogar nach der WM erneut zum wertvollsten Basketballer des Turniers.
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