12 000 zum »Atze-Konzert«

Berliner Kitabündnis fordert auf Sternmarsch mehr Personal in Kindertagesstätten

  • Antje Stiebitz
  • Lesedauer: 3 Min.

»Mein Sohn ist Vorschüler in der Kita und die Situation ist besorgniserregend. Das Personal reicht nicht aus, um die Kinder auf die Schule vorzubereiten«, sagt Silke Vogel. Ihren fünfjährigen Sohn trägt sie auf dem Arm. »Aber es ist schön, dass hier soviel Kinder und Eltern zusammengekommen sind.« Rund 12 000 Eltern, Kinder und ErzieherInnen zogen – mit Luftballons und bunten Tranparenten, begleitet von Songs des Kindermusiktheater »Atze« – vom Bebelplatz, Monbijouplatz, Alexanderplatz und der U-Bahnstation Märkisches Museum in Richtung Rotes Rathaus, um sich dort zur Kundgebung zu versammeln. Das Kitabündnis rief gestern Nachmittag unter dem Motto »Mehr Personal in Berliner Kindertagesstätten« zum Sternmarsch auf und beendete damit die zweiwöchigen Kitatage, die mit verschiedenen Veranstaltungen darauf aufmerksam machen wollten, wie wichtig es ist, in die frühkindliche Bildung zu investieren.

Das Bündnis aus Trägern, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden und Elternvertretungen stellt an das Abgeordnetenhaus und den rot-roten Senat drei Forderungen: Für jede vollbeschäftigte Erzieherin mindestens fünf zusätzliche Stunden pro Woche für Vor- und Nachbereitung, Beobachtung und Dokumentation, Teamzeit und Elterngespräche. »Wir brauchen diese Zeit, da der Arbeitsaufwand in den letzten Jahren erheblich gestiegen ist«, sagt Karin Höhne, die bereits seit 35 Jahren Kita-Leiterin ist. Gefordert wird außerdem eine freigestellte Leitung ab 100 Plätzen. Und: Alle Kinder sollen einen Anspruch auf einen Teilzeitplatz von fünf bis sieben Stunden haben.

Der Vorsitzende des Landeselternausschusses der Kindertagesstätten, Burkhard Entrup, verurteilte den rot-roten Senat scharf, da von ihm »nichts auf den Weg gebracht worden sei«.

Kritisiert wird an dem neuen Gesetzentwurf zur Gratis-Kita, dass nun auch einkommensstarke Eltern ab 2010 für das vorletzte Kita-Jahr kein Geld mehr zahlen müssen. Ab 2011 können dann alle Drei- bis Sechsjährigen kostenlos in die Kita gehen. »Wenn jemand mehrere Tausend Euro verdient, dann kann er auch mehr zahlen. Wir wollen, dass endlich Geld für die Qualitätssicherung locker gemacht wird, das fordern wir schon seit 2004«, sagt die Kita-Leiterin Sabine Brode sichtlich sauer. In der Hand hält sie ein Plakat mit der Aufschrift »Förderung im Vordergrund«.

Der Gesetzentwurf des Bildungssenators Jürgen Zöllner (SPD) werde nun dem Rat der Bürgermeister vorgelegt und dieser habe dann bis Ende Oktober Zeit, eine Stellungnahme abzugeben, sagt Martin Hoyer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Im November liege der Entwurf dann dem Parlament vor. »Parallel hierzu«, so Hoyer, »wird der Haushalt verhandelt und da muss das Geld für die Aufstockung des Personals bereits angemeldet werden.

Das bedeutet, dass der Bildungsausschuss den Vorschlag am 8. Oktober einbringen muss. Das hat die Koalition versprochen, aber der Vorschlag liegt noch nicht vor.«

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