Werbung

Yanomami gegen Bergbau

Gold- und Uranrausch bedrohen Ureinwohner im brasilianischen Roraima / Davi Kopenawa Yanomami kämpft für die Rechte der Indigenen.

  • Lesedauer: 3 Min.
Ende der 1980er Jahre hatten Tausende von Goldgräbern das Territorium der Yanomami im brasilianischen Bundesstaat Roraima heimgesucht, dabei Böden und Gewässer vergiftet. Erst dank weltweiter Proteste erkannte die Regierung Brasiliens 1992 einen Großteil des Yanomami-Landes als zu schützendes Indianerterritorium an. Mit dem Vorkämpfer der Yanonami, dem Schamanen Davi Kopenawa Yanomami, sprachen Márcia Gomes de Oliveira und Norbert Suchanek.

ND: Was halten Sie vom geplanten Gesetz, das die Rohstoffausbeutung auch in Indianergebieten erlauben soll?
Kopenawa Yanomami: Ich bin dagegen! Die »Weißen« suchen den Reichtum unserer Erde. Deshalb bin ich hier in der Hauptstadt Roraimas, Boa Vista, um den Bergbau in indigenen Gebieten, in den markierten Indianerterritorien zu verhindern. Der Bergbau ist eine große Maschinerie, die den Boden, die Flussauen, den Regenwald, den Fisch zerstört und Krankheit in unser Land bringt.

In Ihrem Territorium liegen besonders große Vorkommen an Uran. Wurden Sie über Risiken des Uranbergbaus informiert?
Nein, bisher hat noch keiner mit uns über das Uran gesprochen. Und das Wort »Radioaktivität« habe ich noch niemals gehört. Kein Wissenschaftler, niemand von der Regierung hat bisher etwas dazu gesagt.

Sind auch andere Yanomami gegen die Bergbauprojekte?
Das ganze Volk der Yanomami ist gegen den Bergbau. Alle, alle Yanomami, die hier in unseren Dörfern leben, haben Angst davor, und sind bereit, sich zu widersetzen, damit große Minen nicht innerhalb unseres Territoriums entstehen.

Gibt es bei anderen indigenen Völkern Fürsprecher des Bergbaus?
Wir Yanomami, die Sanumá, Tekuana und die Xamatari von Brasilien sind gegen die Ausbeutung der Bodenschätze in unserem Territorium. Wir wollen nicht, dass der Bergbau ins Herz unserer Erde vordringt. Andere indigene Führer, die Geld mögen, wollen die Bodenschätze ausbeuten.

Wohl auch deshalb, weil sie niemals über die Folgen des Bergbaus, vor allem des radioaktiven Uranbergbaus für die Umwelt und die lokale Bevölkerung informiert wurden.
Selbst die »Weißen« hier wissen nichts darüber. Sie haben noch nie in den großen Minen gearbeitet. Erzabbau bringt keine Wohltaten für das Volk, für niemandem, bringt nur Krankheit, Gewalt und Probleme.

Wer steckt konkret hinter diesem Gesetzesvorhaben?
Für den Bergbau sind die Abgeordneten in Brasilia und die Senatoren Romero Jucá Filho und José Sarney, der einst Präsident von Brasilien war. Diese Gruppe kämpft darum, dass der Bergbau im anerkannten Territorium der Yanomami und in den anderen Indianergebieten Einzug hält. Romero Jucá war früher Präsident der FUNAI (der staatlichen Organisation zum Schutz der indigenen Bevölkerung – d. Red.) und hatte uns indigene Völker unterstützen sollen.

Und wie war das in seiner Zeit als Gouverneur von Roraima?
Romero Jucá Filho war es, der die Goldgräber damals in das Territorium der Yanomami drängte. Schon 1986, als er noch Präsident der FUNAI war, ließ er Goldsucher in mein Land. Es war er, der das Volk der Yanomami ermordete. Bis heute hat sich nichts geändert. Er kämpft weiter gegen uns, redet weiter, um den Bergbau in Indianergebieten zu erlauben. Er sagt: »Lasst uns die Bodenschätze herausholen, bevor die Amerikaner kommen!«

Wir werden weiter kämpfen und Krach machen. Ich werde nicht still halten. Die »Weißen« denken, sie seien die Herren der Erde. Sie denken, dass sie es waren, die das Wasser auf die Erde gaben. Sie denken, dass sie das Wasser geschaffen hätten. Sie haben es aber nicht geschaffen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal