Kein Grund zum Feiern

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Freispruch für den ehemaligen Chef der Hilfsorganisation Cap Anamur Elias Bierdel, Kapitän Stefan Schmidt und den Ersten Offizier Wladimir Daschkewitsch ist juristisch folgerichtig. Sie sind nachweislich keine Menschenschlepper, sondern haben schiffbrüchige afrikanische Flüchtlinge gerettet. Auch der Vorwurf, sich durch den Verkauf von Fernsehbildern der Rettungsaktion finanziell bereichern zu wollen, war bizarr. Das große Interesse der Medien an dem Drama war dem Verhalten italienischer Behörden geschuldet, die der »Cap Anamur« drei Wochen lang verweigerten, einen Hafen anzulaufen. Die damaligen Verantwortlichen der »Cap Anamur« haben aus ethischen Motiven gehandelt und kein Gesetz übertreten.

Trotz des erfreulichen Freispruchs besteht kein Grund zum Feiern. Denn das Verfahren hat mit großer Wahrscheinlichkeit eine abschreckende Wirkung auf Seefahrer, die dem Sterben auf dem Mittelmeer nicht tatenlos zusehen wollen. Willkürliche Anklage, monatelange Beschlagnahmung des Schiffes und die Länge des Prozesses haben deutlich gemacht, dass Rettungstaten juristisch verfolgt werden. Ob dafür eine rechtliche Basis besteht oder nicht, spielt keine Rolle. Hintergrund des Prozesses ist die rigide Grenzpolitik der EU: Sie will sich gegen Einwanderer und Flüchtlinge abschotten und nimmt dabei deren Tod billigend in Kauf.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal