Heimpremiere ging daneben

Volleyball: SCC Berlin scheitert in der Max-Schmeling-Halle an Rottenburg mit 2:3

Die Fröhlichkeit war wie weggeblasen. Stattdessen lange Gesichter bei den Volleyballern des einstigen deutschen Meisters SCC Berlin. Nur die Fans auf den Rängen ließen sich den Abend nicht verdrießen und munterten ihre frustrierten Lieblinge auf, die nach 118 Minuten dem TV Rottenburg mit 2:3 (18:25, 25:11, 22:25, 25:23, 9:15) unterlegen waren.

Immerhin waren 3700 in die Max-Schmeling-Halle gekommen, um beim ersten Heimspiel der Charlottenburger in der neuen Bundesligasaison dabeizusein. Ein großes Fest hatten sich die SCC-Verantwortlichen versprochen, schließlich hatte es in der vergangenen Saison unterm Dach dieser Halle zwei umjubelte Siege (3:1 und 3:0) gegen den späteren deutschen Meister VfB Friedrichshafen gegeben – und das vor den Topkulissen von 7700 in der Vorrunde und 4550 im Play-off-Halbfinale.

Diesmal hatten man sich angesichts des WM-Qualifikationsspiels der deutschen Fußballauswahl gegen Russland etwas Besonderes einfallen lassen: Ab 17 Uhr konnten die Volleyballfans auf zwei Videoleinwänden das Spiel in Moskau mitverfolgen. Rund 2000 Zuschauer ließen sich das nicht entgehen.

Der 1:0-Sieg der Fußballer war denn auch eine gute Einstimmung auf den Rängen für das Match gut eine Stunde später. »Wir wussten, dass die Berliner mit der enthusiastischen Unterstützung von den Rängen in dieser Halle eine Macht sind«, meinte nach Schlusspfiff Rottenburgs überglücklicher Trainer Hans-Peter Müller-Angstenberger. »Umso mehr bin ich überrascht, dass wir als Sieger vom Parkett gingen. Wir haben nicht nur eines der besten Bundesligateams geschlagen, sondern auch dem Druck der Euphorie der gegnerischen Fans widerstanden.«

Der Coach tat auch einiges dafür. Er ist in der Bundesliga ob seiner Showeinlagen am Spielfeldrand weithin bekannt. Er sorgt mit seinem gestenreichen Gehabe, seinen ulkigen Tänzen und impulsiven Luftsprüngen nicht nur für Heiterkeit bei den Zuschauern, er motiviert damit vor allem seine Männer auf dem Parkett. »Er ist unser siebenter Mann«, meinte der 24-jährige Dirk Mehlberg, an diesem Abend einer der auffälligsten Rottenburger Außenangreifer.

Die Schwaben mit dem stark spielenden Ex-Berliner Falko Steinke erwiesen sich auch im entscheidenden Tiebreaksatz als die nervenstärkere Mannschaft, lagen beim Seitenwechsel mit 8:7 vorn, als die Berliner danach gleich drei Aufschläge in Folge ins Aus jagten und sich damit selbst abschossen.

Das neuformierte Team des Gastgebers mit fünf Neuverpflichtungen, von denen drei im Stammsechser aufgeboten wurden, kam offensichtlich mit dem Druck des ersten Heimspiels und der Saisonpremiere in der Max-Schmeling-Halle nicht zurecht. Gegenüber dem Bundesliga-Auftaktmatch vor einer Woche mit 3:0 beim Titelmitbewerber Düren war die Mannschaft nicht wiederzuerkennen. »Heute haben wir mindestens 50 Prozent weniger gebracht als in Düren – ohne wirksame Blockabwehr, ohne druckvollen Aufschlag, zudem viele Fehler in der Ballannahme. Ein solcher Leistungsabfall ist nicht zu erklären«, ärgerte sich SCC-Manager Kaweh Niroomand, nachdem er zunächst seinen Frust an den tatsächlich nicht immer glücklich entscheidenden Schiedsrichtern abgelassen hatte, schließlich aber realistisch ergänzte: »Die Mannschaft ist noch jung und braucht ihre Zeit der Reife.«

Der zu Saisonbeginn neuverpflichtete Trainer Andrej Urnaut, einst 370-facher Nationalspieler Jugoslawiens und Sloweniens, nahm den mäßigen Auftritt seiner Männer gelassen: »Ein Auf und Ab wie heute ist bei einer so jungen Mannschaft normal. Wir werden hart, sehr hart arbeiten müssen.«

Nun ist Wiedergutmachung vor gewohnter Heimkulisse in der kleineren Charlottenburger Sömmeringhalle am 1. November gegen Aufsteiger TV Bühl angesagt.

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