Ein Hauch von Florida in Schleswig-Holstein
Offenbar wurden bei der Landtagswahl Hunderte Stimmen für die LINKE nicht gezählt
Ein Hauch von Florida liegt in der Luft. Im tropischen US-Bundesstaat mussten im Jahre 2000 die Stimmen neu ausgezählt werden, weil es offensichtlich zu Unregelmäßigkeiten zugunsten des Präsidentschaftskandidaten George W. Bush gekommen war. Auch im wesentlich kälteren Schleswig-Holstein wurde und wird nun nachgezählt. Offenbar gingen Hunderte Stimmen für die LINKE in gleich mehreren Wahlkreisen des Landes verloren. Über die genauen Umstände weiß man noch nichts.
Fest steht: Für die LINKE geht es um ein zusätzliches Landtagsmandat. Wie Norbert Dachsel, kommissarischer Landesgeschäftsführer der LINKEN, gegenüber ND betont, seien innerhalb der letzten Tage in den Wahlkreisen Neumünster und Lübeck zusätzliche Stimmen für seine Partei aufgetaucht. Bei den Nachzählungen in einzelnen Wahlbezirken stellte sich heraus, dass die Stimmen für die Linkspartei entweder nicht gezählt worden waren oder es Pannen bei der Übermittlung der Ergebnisse gegeben hatte. So seien in einem Wahlbezirk von Lübeck mehr als 80 Stimmen aufgetaucht. »Aus ursprünglich neun Stimmen für uns wurden nach der Prüfung plötzlich 91«, freut sich Dachsel. Denn jede Stimme zählt. Nach Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses in Schleswig-Holstein fehlten der LINKEN noch 225 Stimmen für ihr sechstes Landtagsmandat. Nun, da mehr als 220 verloren gegangene Stimmen aufgetaucht seien, benötige man nur noch vier zusätzliche Wähler, um die Fraktion im Kieler Landtag zu vergrößern, rechnet Dachsel vor. Die benötigten Stimmen sollen aus dem Wahlkreis Südtondern an der dänischen Grenze kommen. Doch der dortige Kreiswahlleiter lehnte einen entsprechenden Antrag auf Nachzählung ab. Nun hat die Linkspartei Widerspruch gegen das dortige Wahlergebnis eingereicht. In der Partei glaubt man fest daran, so einen weiteren Landtagssitz zu erobern.
Über die Gründe für die mysteriösen Fehler bei der Auszählung kann man nur spekulieren. Norbert Dachsel glaubt nicht an eine bewusste Unterschlagung: »Ich weiß, dass es bei der Auszählung sehr hektisch zugehen kann. Da ist es kein Wunder, wenn da mal was falsch übermittelt oder gezählt wird«.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.