Kein rechter Hintergrund?

Nach Anschlag auf Jugendzentrum in Döbern gibt es Kritik an den Ermittlungen

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Ferien endeten für zehn Kinder in Döbern vorzeitig. Sie wollten während der Herbstferien mit zwei Betreuern im Döberner Jugendzentrum übernachten. Doch am 26. Oktober schlugen Unbekannte eine Scheibe in dem Gebäude ein und schütteten brennbare Flüssigkeit in das Gebäude. Der Brand konnte schnell gelöscht werden und die Insassen waren nicht in unmittelbarer Gefahr. Doch eine Mutter, die ihr Kind abholte, schilderte der Lokalzeitung, dass nicht nur die Gardine brannte, sondern sich im ganzen Gebäude Rauch ausgebreitet hatte.

In einer Mitteilung der zuständigen Polizeidirektion hieß es, dass ein rechter Hintergrund für den Anschlag nicht vermutet wird. Diese Festlegung ist bei manchen Einwohnern Döberns auf Verwunderung gestoßen.

Sie fragen sich, warum die Polizei einerseits erklärt, nichts über den Täterkreis zu wissen, andererseits aber explizit nicht von einem rechten Hintergrund ausgehe. Schließlich sei der häufig von alternativen Jugendlichen besuchte Club schon Ziel rechter Angriffe gewesen. So seien im Februar 2008 Jugendliche von Rechten am Betreten des Jugendclubs gehindert worden. Wenige Tage später seien Mitglieder einer Musikband, die in dem Jugendclub gespielt hat, wenige Straßen weiter von Rechten angegriffen worden. Dass es in der Region eine rechte Szene gibt, zeigte sich auch wenige Tage vor der Bundestagswahl, als in Döbern rechte Parolen auftauchten. Und im Nachbarort Simmersdorf hat die Polizei am 24. Oktober ein rechtsextremes Konzert aufgelöst, an dem sich mehr als 130 Personen beteiligten. Könnte der Brandanschlag nicht ein Racheakt der Rechten gewesen sein?

Polizeisprecher Torsten Wendt verteidigt gegenüber ND die Einschätzung seiner Behörde. Er bestätigt, dass es in der Vergangenheit rund um den Jugendclub Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Jugendszenen gegeben hat. Doch mittlerweile habe sich der Club neu ausgerichtet und eine klare politische Zuordnung sei nicht mehr gegeben. Zudem spreche gegen Täter aus dem rechten Milieu, dass sich zum Zeitpunkt des Anschlags Kinder in dem Gebäude befanden. Ob das den Tätern bekannt gewesen sein müsste, konnte Wendt aber nicht sagen. Er konnte auch nicht sagen, in welche Richtung zurzeit ermittelt wird. Dazu werde sich die Polizei äußern, wenn es Ergebnisse gibt.

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