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Sehr viel Zeit
Ist es der SPD gelungen, den Vertrauensverlust bei ihren Wählern zu stoppen? Zuversichtlich mögen sich viele Delegierte in Dresden auf den Heimweg gemacht haben. Doch natürlich kommt der nächste Test erst mit der nächsten Wahl. Und da gibt es gute Gründe für Sozialdemokraten, skeptisch zu sein.
Die SPD hat es vermieden, die Ursachen für den Vertrauensverlust beim Namen zu nennen. Auch weiterhin schwankt sie zwischen der Erkenntnis, dass der Zorn der Wähler etwas mit ihrer Politik der letzten Jahre zu tun hat und der Hoffnung, dass diese Politik irgendwie doch nötig und richtig, weil unausweichlich gewesen sein möge.
Die SPD hat auch personelle Schlussfolgerungen vermieden, wenn man von dem Nachrücken in die erste Reihe der Parteiführung absieht. Der Jubel für Franz Müntefering und Frank-Walter Steinmeier zeigt das. Auch wenn es von Kultur zeugt, dass der Parteitag Müntefering differenziert behandelt hat, in der Debatte unnachsichtig und beim Abschied achtungsvoll, der Wähler wird zu Recht vermuten, dass mit »Münte« auch die Agenda-Reformen am Wochenende irgendwie, und sei es teilweise, die Absolution der Partei erhalten haben.
Es kann also gut sein, dass die SPD allein darauf hoffen kann, die Zeit, angereichert mit der Erfahrung einer real existierenden schwarz-gelben Politik, lasse die Vorbehalte gegenüber der SPD verblassen. Beim letzten Mal hat das allerdings 16 Jahre gedauert.
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