»Versprechungen und keine Gelder«

Kritik am Auftakt des Welternährungsgipfels / Frankreich und Brasilien für konkrete Ziele

  • Lesedauer: 2 Min.
Auf dem Welternährungsgipfel haben Frankreich und Brasilien eine Debatte über einen konkreten Fahrplan im Kampf gegen den Hunger angestoßen.

Rom (AFP/dpa/ND). Innerhalb von zwei Jahren sollten sich alle Akteure auf zukunftsweisende Ziele für eine ausreichende und gesunde Ernährung der Weltbevölkerung bis 2050 einigen, erklärten die Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire (Frankreich) und Guillerme Cassel (Brasilien) gemeinsam in Rom. Zu den wichtigsten Punkten gehöre eine Stabilisierung der Preise für landwirtschaftliche Produkte und eine Regulierung der weltweiten Agrarmärkte, sagte Le Maire. Als weitere Herausforderungen nannte er den umstrittenen Aufkauf landwirtschaftlicher Nutzflächen im Ausland und eine nachhaltige Entwicklung.

Die Welthungerhilfe kritisierte die Erklärung der Teilnehmerländer zum Hungerproblem am ersten von insgesamt drei Gipfeltagen als zu wenig verbindlich. »Bei einer Milliarde Hungernden darf nicht länger Zeit mit Absichtserklärungen verloren gehen«, forderte die Deutsche Welthungerhilfe. Das katholische Hilfswerk Misereor bezeichnete die Beschlüsse in Rom als enttäuschend. Auf die Halbierung der Zahl der Hungernden bis 2015 hätten sich die Regierungen bereits 1996 geeinigt, erklärte die Organisation, die auch das Festhalten an teuren Hightech-Methoden in der Landwirtschaft und die Abhängigkeit zahlloser Kleinbauern von Weltmarktpreisen kritisierte.

»Die G8-Chefs bleiben fern und vom Gipfel kommen also nur Versprechungen und keine Gelder«, hielt die Turiner Zeitung »La Stampa« am Dienstag fest. Auch die römische »La Repubblica« ging mit dem Gipfel ins Gericht, der keine Verpflichtungen eingehe, obwohl der Papst einen dringenden Appell an alle gerichtet habe.

Der simbabwische Präsident Robert Mugabe nutzte die Bühne des UN-Welternährungsgipfels in Rom zu einer scharfen Attacke auf den Westen. »Neokolonialistische Feinde« seines Landes wollten mit den internationalen Sanktionen gegen Simbabwe erreichen, »dass die von uns unternommenen Agrarreformen scheitern«, sagte der seit knapp 30 Jahren das südafrikanische Land beherrschende Mugabe am Dienstag. Vor der Konferenz der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) rief er den Westen dazu auf, »die illegalen und unmenschlichen Sanktionen« aufzuheben. Der Staatschef sprach auf dem Gipfel von einer Strafpolitik westlicher Länder, »hinter der wir den Wunsch sehen, uns abhängig zu machen von den Nahrungsmittelimporten«. Mugabes Auftritt eröffnete den zweiten Tag des Treffens. Vor allem die EU hatte Simbabwe unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen wiederholt mit Sanktionen wie etwa Reiseverboten belegt. Mugabe hat allerdings das Recht, an offiziellen Tagungen der UNO auch in Europa teilzunehmen. Er kam schon 2007 zur FAO-Tagung und verteidigte die Umverteilung von Land weißer Farmer an schwarze Bauern in Simbabwe.

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