Rock mit Grips

Finale auf Töpfen und Pfannen: Sting-Konzert in der Berliner Waldbühne

  • Thomas Grossman
  • Lesedauer: 3 Min.
Grünes Hemd, Weste und blonder Schopf - Sting was here. Mit »A Thousand Years«, einem seiner jüngsten Hits - halb Pop, halb arabischer Triphop - begann der 49-Jährige am Dienstagabend in der ausverkauften Berliner Waldbühne sein etwa 100-minütiges Konzert. Sting stand - wie während des ganzen Abends - vorn auf der Bühne, sang mit seiner markanten Kopfstimme, spielte gleichzeitig seine Bassriffs und machte ab und an ein paar kleine Tanzschritte. Seine exzellenten Musiker - fast alle können auf eine erfolgreiche Laufbahn zurückblicken - waren im Halbkreis hinter ihm gruppiert und gaben ihm den nötigen Background (nach dem Drogentod von Kenny Kirkland saß nun Jason Robello am Keyboard). Während des gesamten Konzerts wechselte Sting, der als Gordon Matthew Sumner im englischen Newcastle-upon-Tyne geboren wurde, zwischen geradlinigen, meist melodischen Popsongs und komplizierten, mehr jazzig beeinflussten Titeln ab. So liebt er es, seine populären, harmonischen Songs zu singen, aber auch gelegentlich über die Stränge zu schlagen und zu sagen, »versucht mal, das hier zu schlucken«. Rock mit Grips nennt man schließlich seinen Stil, wobei er auch in seinen Texten Anregungen aus der Literatur verarbeitet. Insgesamt sechs Songs brachte Sting von seinem jüngsten Album »Brand New Day« (1999), seiner siebenten Solo-Platte, mit der er wieder seine Ausnahmestellung im modernen Pop untermauert hat. Neben dem Eröffnungssongs des Konzerts kamen da, mit Ohrwurm-Refrain, »After The Rain Has Fallen«, der jazzige Rap »Perfect Love...Gone Wrong«, der Country-Song »Fill Her Up«, das soulige »Brand New Day« und das Glanzlicht und die Single des Albums, »Desert Rose«, eine Mischung aus Pop und arabischem Rai (dazu züngelten Flammen-Attrappen auf der Bühne). Bei diesen Songs wie auch den anderen des Albums geht es vor allem um Liebes-Beziehungen - um reife, unreife und erfolglose. Nachdem der Vorgänger-Platte »Mercury Falling« (1996), obwohl sie gut war, weder im Radio noch in den Top 40 großer Erfolg beschieden war, ist »Brand New Day« nun Stings bestverkauftes Solo-Album überhaupt. Klar, dass er darüber glücklich ist. Natürlich brachte Sting auch frühere große Hits seiner nun schon 15-jährigen Solo-Karriere - in der er 60 Millionen Alben verkauft hat. Sie erhielten viel Beifall, bei einigen wurde der Refrain mitgesungen, bei anderen Wunderkerzen geschwenkt. Ebenso begeistert aufgenommen wurden die alten Titel der Supergruppe »The Police« (1977 bis 1986), in der Sting Frontmann war. Da kamen das rasante »Every Little Thing She Does Is Magic«, das populäre »Roxanne« (Sting und Band improvisierten hier - wie bei einigen anderen Songs auch - mehrere Minuten) und, fast zum Ende, der Hit des Jahres 1983, »Every Breath You Take«. Bei letzterem standen die 20 000 Zuhörer - wie ein Mann - und klatschten begeistert mit. Ganz zum Schluss ertönte das zarte »Fragile«: Ende der 80er Jahre hatte Sting den Song einem Indianerstamm im brasilianischen Regenwald, für dessen Erhalt er sich nach wie vor einsetzt, vorgespielt. Dazu hatte ihn sein Drummer begleitet - auf Töpfen und Pfannen, die er in den Indianerhütten fand.
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