Überforderter Big Brother

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Das US-amerikanische Heimatschutzministerium ist eine wahrhaft kafkaeske Überwachungsbehörde. Hier laufen sämtliche Informationen über vermeintliche Terrorverdächtige zusammen. Etwa eine halbe Million Menschen werden in den Datenbanken bereits als potenzielle Attentäter geführt. Welche Konsequenzen dies für die Betroffenen hat, ist bislang unbekannt. Und nun entpuppt sich das allwissende Ministerium als hilfloses Monstrum, das offenbar unfähig ist, die zur Verfügung stehenden Daten auszuwerten. Wie anders ist zu erklären, dass der nigerianische Möchtegern-Attentäter ein US-Visum erhielt? Wieso durfte das Flugzeug in Amsterdam starten, obwohl die Passagierliste der US-Behörde vor Abflug bekannt war? Die Amerikaner hätten wissen müssen, wer dort im Flieger saß. Schließlich warnte der eigene Vater die US-Botschaft in Nigeria vor dem radikalen Sprössling. Die Briten hatten dem jungen Mann bereits im Frühjahr kein neues Visum mehr ausgestellt, weil dieser als Radikalislamist mit entsprechenden Kontakten galt. Der Fall weist erschreckende Parallelen zum 11. September 2001 auf. Damals wie heute verfügten die US-Behörden über alle relevanten Informationen. Weil die Amerikaner aber nicht in der Lage sind, ihre erschnüffelten Datenmengen vernünftig zu verwalten, schränkt man nun die Passagierrechte weiter ein. Zu allem Überfluss wird nun auch der unsägliche Nacktscanner wieder ins Spiel gebracht. Doch bevor man das Attentat zum Anlass nimmt, die polizeistaatlichen Maßnahmen an den Flughäfen weiter zu forcieren, sollten die Amerikaner erst einmal ihre Hausaufgaben machen. Die Europäer ihrerseits sollten überlegen, ob es sinnvoll ist, intime Informationen über die eigenen Bürger an eine Behörde weiterzuleiten, die mit der Fülle des Datenmaterials offenbar heillos überfordert ist.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal