Gastrolle

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht nur die Preise für Schokolade steigen, auch die Übernachtungspreise in Hotels sind – nicht stark, aber messbar – geklettert. Woher, so fragt sich der süßmäulige Reisende, soll er nun noch das Geld für das Taxi zum Theater nehmen? Er wird einen Weg finden, mit oder ohne Taxi. Er wird seine Gastrolle spielen, wie es ihm bestimmt ist.

Das Verstörende an der obigen Mitteilung liegt auch weniger in der zusätzlichen Belastung für Geschäfts- oder Privatreisende in Urlaubsstimmung. Nicht einmal darin, dass die Preisentwicklung der Hotels genau so vorausgesagt war. Obwohl doch mit der Halbierung des Mehrwertsteuersatzes auf Übernachtungen versprochen war, dass nun das Hotelgewerbe in Deutschland endlich wieder mit dem der Nachbarländer konkurrenzfähig werde. Weil die Preise den Gast besonders in Grenzregionen der Konkurrenz im Ausland angeblich geradezu in die speckröllchenbesetzten Arme trieben. Die Konkurrenz ist, wie sie ist, und die Preise sind, wie sie waren, nur etwas höher. Im Vergleich zum Vorjahr waren sie zuvor schon gesunken, ganz ohne Wachstumsbeschleunigungsgesetz ...

Verstörend ist allenfalls, wie die CSU nun der FDP die Steuerwelt erklärt – besonders ihrem Verweis auf die »darbenden« Wirte etwa in den bayerischen Alpen ist die Steuerminderung ja zu verdanken. Es dürfe keine Überforderung der öffentlichen Haushalte geben, fahren die Christsozialen dem Koalitionspartner jetzt in die Steuersenkungsparade. Damit haben sie zwar Recht. Aber diese Weisheit galt auch schon, als FDP und CSU das Gesetz noch gemeinsam durchpaukten. Es wird wohl gerade geklärt, wer von beiden Koalitionären hier eine Gastrolle spielt.

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