Westerwelle sieht »hoffnungsvolles Zeichen«

Bundesaußenminister in Jemen / Bemühungen um Freilassung deutscher Geiseln

  • Lesedauer: 3 Min.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat sich persönlich in die Bemühungen um die Freilassung der in Jemen entführten Familie aus Sachsen eingeschaltet.

Sanaa (Agenturen/ND). Präsident Ali Abdullah Salih habe ihm versichert, dass Jemens Behörden den Aufenthaltsort der fünf Deutschen kennen, sagte Westerwelle am Montag bei seinem Besuch in Sanaa. Wenn sich dies bestätige, sei das ein »hoffnungsvolles Zeichen«, so der Minister.

Salih habe sich auf neue Informationen berufen, erklärte Westerwelle nach einem Treffen im Präsidentenpalast in der jemenitischen Hauptstadt. Der FDP-Politiker schränkte aber ein, dass er die Angaben »nicht mit eigenen Erkenntnissen bewerten« könne. Jemens Vizeministerpräsident Rasched al-Alimi hatte noch am Donnerstag mitgeteilt, dass drei Provinzen mögliche Aufenthaltsorte seien, die drei Kinder aber vermutlich von ihren Eltern getrennt wurden. Die Entführung war demnach zwischen schiitischen Rebellen und dem Terrornetzwerk Al Qaida abgestimmt.

Westerwelle dankte der jemenitischen Regierung und der deutschen Botschaft in Sanaa für ihre Bemühungen um ein Ende des Geiseldramas. Die Botschaftsmitarbeiter täten alles, um das »unerträgliche Schicksal« der Geiseln »zu einem guten Ende« zu bringen, sagte er nach Angaben aus Teilnehmerkreisen bei einem Gespräch in der deutschen Botschaft. Er dankte den Angestellten demnach für ihr »großes Engagement und ihren loyalen Einsatz unter schwierigen Bedingungen«.

Die Familie aus Sachsen war Mitte Juni gemeinsam mit einem britischen Ingenieur, zwei deutschen Pflegehelferinnen und einer südkoreanischen Lehrerin im Norden Jemens verschleppt worden. Die beiden Helferinnen und die Südkoreanerin wurden wenige Tage darauf in der Region Noschur in der Provinz Saada tot gefunden.

Bei seinem Besuch in Jemen würdigte der Außenminister auch die Entwicklungszusammenarbeit. Die Deutschen arbeiteten als »Freunde und gute Partner« mit Jemen zusammen und setzten auch auf wirtschaftliche Entwicklung, damit das Land kein »Hafen für Terrorismus« werde. Zugleich formulierte er die internationalen Erwartungen an Jemen, wie aus Teilnehmerkreisen verlautete. Westerwelle habe sich für eine Lösung der Konflikte in Jemen, für Reformen sowie für eine gute Regierungsführung ausgesprochen.

Die Lage in Jemen war eines der Hauptthemen bei Westerwelles Reise durch die Golfstaaten. Das Land war nach dem vereitelten Anschlag auf ein US-Flugzeug zu Weihnachten ins Blickfeld gerückt, weil der Täter dort ausgebildet worden sein soll. Die USA und Großbritannien kündigten anschließend an, ihren Kampf gegen Al Qaida in Jemen und in Somalia zu verstärken. Eine Entsendung von Truppen gibt es vorerst laut US-Präsident Barack Obama nicht.

Der jemenitische Islamistenführer Scheich Abdelmadschid Sendani warnte die USA vor einem Einmarsch. »Wir lehnen die militärische Besatzung unseres Landes ab«, sagte er vor Journalisten.

Unterdessen ist in Saudi-Arabien am Montag ein Taxifahrer enthauptet worden, der vier Frauen vergewaltigt hat. Es war die erste Hinrichtung in dem islamischen Land seit Jahresbeginn. Bundesaußenminister Westerwelle hatte sich am Wochenende in einem Gespräch mit dem saudischen Außenminister Prinz Saud al-Faisal für die Abschaffung der Todesstrafe ausgesprochen. Der Prinz hatte daraufhin entgegnet, Deutschland und Saudi-Arabien hätten halt »verschiedene Wertesysteme«.

Westerwelle beginnt am Mittwoch eine mehrtägige Asienreise. Er wird zunächst am Donnerstag in Tokio mit dem japanischen Außenminister Katsuya Okada zusammentreffen. Am Freitag und Sonnabend sind in Peking Gespräche mit dem chinesischen Außenminister Yang Jiechi und Ministerpräsident Wen Jiabao geplant.

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