Porzellan zum Kuscheln

Der ehemaligen DDR-Fabrik Kahla ist es gelungen, sich auf dem Markt zu etablieren

  • Andreas Hummel, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
2010 ist in Thüringen und Europa das Jahr des Porzellans. Doch nicht allen Herstellern ist zum Feiern zumute.

Kahla. Dass es um die Porzellan-Branche nicht zum Besten bestellt ist, hat die Rosenthal-Pleite vor einem Jahr drastisch vor Augen geführt. Den deutschen Herstellern beschert die Weltwirtschaftskrise Umsatzeinbrüche von um die 15 Prozent. Dabei haben die Manufakturen und Porzellanfabriken in Ostdeutschland erst mit der deutschen Einheit einen einschneidenden Wandel samt Verlust tausender Jobs durchmachen müssen.

Thüringens größter Porzellanhersteller Kahla – in der DDR als Stammsitz eines großen Kombinats und für Strohblumen- und Zwiebelmusterdekor bekannt – hat sich mit Millionen-Investitionen und neuen Designs zu einem der modernsten Betriebe gemausert. In der Krise steht er vergleichsweise gut da. Die Tradition der Porzellanherstellung reicht in dem gut 7000 Einwohner zählenden Ort südlich von Jena 165 Jahre zurück. In der DDR hatte dort der VEB Feinkeramik seinen Sitz, dem 17 Porzellanwerke angehörten. Mehr als 2000 Menschen arbeiteten allein in Kahla – heute sind es noch etwa 300.

»Der große Teil des ehemaligen Porzellankombinats hat nach der Wende nicht überlebt«, konstatiert der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Keramischen Industrie, Peter Frischholz. Einerseits brachen die Märkte in Osteuropa weg, andererseits war der Markt im Westen schon besetzt. Die Folge waren etliche Firmenpleiten.

So auch in Kahla. Auf die Privatisierung folgte 1993 der Konkurs. Aus dem Scherbenhaufen gründete der ehemalige Rosenthal-Manager Günther Raithel die Kahla/Thüringen Porzellan GmbH, an der er zunächst 51 Prozent hielt. Seither wurden mehr als 20 Millionen Euro in das Werk investiert, in dem nun täglich 60 000 Teller, Tassen und anderes Geschirr hergestellt werden. Kahla sei es gelungen, sich ein frisches Image zu geben und sich als junge Marke zu etablieren, konstatiert Branchenkenner Frischholz.

Ob »Kuschel«-Porzellan mit samtweichen Oberflächen, leuchtenden Farben und guter Wärmeisolierung, silikonbeschichtetes Geschirr für weniger Lärm auf dem Tisch oder beschreibbare Teller: Innovationen sind eine der drei Säulen des Unternehmens. Eine andere ist Design, wovon 69 Auszeichnungen zeugen. Die dritte Säule sei die Flexibilität als Familienunternehmen, heißt es. Denn inzwischen ist die Firma zu 100 Prozent in Besitz der Familie Raithel.

Doch die Krise geht auch an Kahla Porzellan nicht vorbei. Nach einem Umsatz von 23,4 Millionen Euro 2008 wird für 2009 mit einem Rückgang gerechnet. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor.

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