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Romantisches Liedgut

Ein Konzertabend in Lübeck

  • Lutz Gallinat, Lübeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein spätromantisches Liedprogramm wurde den Zuhörern am Dienstagabend in der vollbesetzten Rotunde der Lübecker Musik- und Kongresshalle geboten.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe »BlickonTakt« waren in Lübeck unter dem Motto »Du denkst, ich werd' dich nehmen! Das hab' ich lang' noch nicht im Sinn!« romantische Lieder von Brahms, Mahler und Berg zu hören. Höhepunkte der Soiree waren die »Vier ernsten Gesänge«, op. 121, von Johannes Brahms (1833-1897) und Gustav Mahlers (1860-1911) Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn«.

Die »Ernsten Gesänge« sind wahrscheinlich eine Rückschau auf Brahms' eigenes reiches, doch schweres und einsames Leben, aufgezeichnet in Stunden, in denen auf dem Meister die Gewissheit lastete, sein Leben und Schaffen abschließen zu müssen. Sie können als eine Art Requiem-Musik des Tondichters auf sich selbst gedeutet werden.

Gustav Mahler wiederum fand in der von Achim von Arnim und Clemens Brentano 1806 bis 1808 unter dem Namen »Des Knaben Wunderhorn« edierten Sammlung von Gedichten in romantischem Volkston seine eigenen Empfindungen gespiegelt: gebrochene Naivität, hintergründigen Humor, Naturliebe, Mitleid mit den Verlorenen, Abschied und Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, von einer kalt-intellektuellen Gegenwart noch nicht Angekränkelten.

In den »Sieben frühen Liedern« von Alban Berg (1885-1935) aus dem Jahr 1928 war schließlich zu hören, dass der Komponist damals noch nicht mit der Zwölftontechnik arbeitete, sondern Mahler und dem frühen Schönberg nahe stand.

Zsuzsa Bereznai bot dabei einen hellen, klaren Sopran und war auch in den Höhen sicher. Jan Westendorff präsentierte einen ausdrucksvollen, farbigen und harmonischen Bariton. Beide Akteure überzeugten vor allem in den fünf Duetten, op. 66, von Johannes Brahms mit Feuer, Leidenschaft und Hingabe und durch eine fantastische Mimik und Gestik. Adam Szvoren begleitete als Pianist mit großem Einfühlungsvermögen, viel Verve und Esprit. Dieses kulturelle Highlight wurde durch das Bühnenbild des Schattiner Künstlers Claus Görtz ergänzt.

Der »BlickonTakt« verband bei diesem Event Künstler und Publikum. Auf der Bühne vereinte sich Musik und Bildende Kunst. Weil die Besucher auf der Bühne saßen, entwickelte sich der Konzertsaal zum Blick- und Klangraum.

Die Akteure, die alle die Lübecker Musikhochschule besucht hatten, wurden schließlich in Anwesenheit des ehemaligen Ministerpräsidenten Björn Engholm mit lang anhaltendem Beifall bedacht, für den sie sich mit zwei Zugaben, u. a. mit dem »Vergeblichen Ständchen« von Johannes Brahms, bedankten.

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