Buhrufe für die Zugabe

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Vorhang auf zum Krankenkassendrama. Die Zugabe heißt hier Zusatzbeitrag. Eine Empfehlung der Bundesregierung. Genau genommen der vorherigen Bundesregierung. Aber deren Chefin ist heute immer noch dieselbe wie damals. Anscheinend kann sie sich aber nicht mehr so recht an die Diskussionen von 2006 und das Inkrafttreten der Gesundheitsreform im Frühjahr 2007 erinnern. Schon damals haben die wenigsten die Zusatzbeiträge beklatscht, die für die gesetzlichen Kassen eingeführt wurden, falls sie in finanzielle Zwänge geraten. Aber damals standen sie nur auf dem Papier und es wurde immer so getan, als ob sie da auch bleiben sollen. Herauszuholen nur im Notfall.

Der Notfall ist jetzt eingetreten. Jetzt kommt die Zugabe zur Aufführung und da sieht man erst einmal die Ecken und Kanten des Stücks. Was denn, ruft das Publikum, die Arbeitgeber zahlen nichts? Wie denn, die einigermaßen gut Verdienenden können die Beiträge von der Steuer absetzen? Und voll bezahlen müssen Rentner, Geringverdiener, Hartz-IV-Bezieher? Da bleibt selbstverständlich der Applaus aus, Buhrufe werden laut, das Kartellamt schaltet sich gar ein. Manch einer verlangt das Eintrittsgeld zurück und will das Drama einer anderen Kasse sehen – möglichst ohne Zugabe. Auch Angela Merkel gefällt dieser zusätzliche Beitrag plötzlich gar nicht mehr und sie kritisiert die Kassen. Mussten sie den alten Schinken wirklich auf die Bühne bringen?

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