Die ewig alte Bahn

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Leben ist grausam. Man wirft sich wohlig ermattet in einen Zug der Deutschen Bahn, der einen im besten Falle nach Nirgendwo führt, und man ist also glücklich seinen Vorgesetzten entronnen – aber was hört man? Eine Stimme aus dem Zuglautsprecher: »Guten Tag, ich bin Ihr Zug-Chef.« Wird man denn überall behandelt wie ein Angestellter?

Man soll die Bahn nicht vor dem Aussteigen loben, aber immerhin: Sie will Konsequenzen aus dem Winter ziehen und darauf reagieren, dass offenbar immer mehr Fahrgäste verärgert bis wütend sind. Die Unzufriedenheit, so sagt der Konzern, liege aber nicht darin begründet, dass die Züge sich schamlos verspäten, sondern einzig darin, dass die Kunden nicht früh und nicht ausführlich genug darüber informiert würden.

Wir leben längst eine Welt, bei der Ursachen nicht mehr bekämpft werden. Wesentlich wurde der möglichst freundliche Service beim Aushalten, Mundhalten, Hinhalten. »Was kann ich für Sie tun?« ist der Standardsatz, der ankündigt, dass man eben abgezockt wurde. Es zählt also auch nicht der pünktliche Zug – es zählt nur der schöne Zug, sorgfältig und bemüht erst dann zu sein, wenn der Schlamassel eingetreten ist. So liefert die Deutsche Bahn einen kleinen Beleg, warum wir im Hinblick auf Erbärmlichkeiten der Politik oft unverwandt vom Zug der Zeit sprechen.

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