Standpunkt

Kopflosigkeit

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei der Debatte um die Kopfpauschale gewinnt die Kopflosigkeit die Überhand. Einige Krankenkassen bitten um Verständnis dafür, dass sie demnächst den höchstmöglichen Betrag von 37,50 Euro abkassieren. Zwölf Euro, heißt es aus einer Kasse, seien viel gerechter als acht. Begründung: Durch die dazu nötige Einkommensprüfung müssten Geringverdiener eventuell nur fünf Euro bezahlen, nicht acht wie bei jenen Kassen, die von vorn herein nur acht Euro pauschal verlangen – ohne Einkommensprüfung. Ein System, das solche Spitzfindigkeiten zulässt, spricht ja schon Bände – allerdings vor allem über diejenigen, die es sich ausdachten. Alle anderen verstehen es ohnehin nicht.

Andere Kassen wiederum schreiben lustige Briefe an ihre Versicherten, die an Fernsehshows vergangener Jahre erinnern. In denen loben sie einen Preis für jene Mitglieder aus, deren Einzugsermächtigung zuerst bei der Kasse auf dem Tisch liegt. Man gönnt sich ja sonst nichts und das ganze Leben ist ein Spiel, warum nicht auch die Krankenkassenfinanzierung. Kopflos scheint sich gar der Gesundheitsminister bald selbst zu sehen. Die Kopfpauschale ist alles, was er weiß und alles, was er will. Könne er sie nicht auf den Weg bringen, sehe er sich nicht mehr länger als führenden Kopf des Gesundheitsministeriums, erklärte er in einer Fernsehsendung. Nun, es gibt Schlimmeres. Im Übrigen würden auf der Beerdigung der Kopfpauschale sicher mehr Menschen tanzen als weinen.

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