Kostenfaktor wehrt sich

Arbeitskampf im Kleinen

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Arbeiter eines kleinen metallverabeitenden Betriebes wehren sich gegen die Unternehmensverlagerung nach Polen.

Dass sich auch in kleineren Betrieben Belegschaften wehren können, zeigt die Fife-Tidland GmbH mit ihren Filialen in Kelkheim (bei Frankfurt am Main) und Ahaus (Westfalen).

Die Geschäftsleitung hatte Ende Juni 2009 die umgehende Stilllegung der Produktion an beiden Standorten und Verlagerung in das neu gegründete Werk im polnischen Poznan angekündigt. Davon wären 27 Facharbeiter in Ahaus und 24 in Kelkheim betroffen. Die meisten sind seit Jahrzehnten im Betrieb. Rund 20 Arbeitsplätze waren schon Anfang letzten Jahres von Ahaus nach Poznan verlagert worden. In Kelkheim würden nach dem Ende der Produktion nur noch Verwaltung, Vertrieb und Entwicklung verbleiben.

Fife-Tidland gehört zum US-Konzern Maxcess mit Sitz in Oklahoma City und liefert Komponenten für Druckmaschinen oder Schneideanlagen. Den Plänen zur Verlagerung dürften jedoch weder die Geschäftslage noch Weisungen der Konzernzentrale zugrunde liegen, sondern einzig der Versuch des deutschen Geschäftsführers Gerd-Detlef Mathes, die Profitabilität zu steigern.

Die Belegschaft wehrt sich seit Juli 2009, konnte durch vielfältige Aktivitäten mit Unterstützung der örtlichen IG Metall bisher Entlassungen verhindern. Regelmäßig fanden ausgedehnte Betriebsversammlungen und öffentliche Aktionen mit starkem regionalem Medienecho statt. Die Kelkheimer Belegschaft demonstrierte bei der bundesweiten IG Metall-Großveranstaltung im September, warb bei Bevölkerung und Kommunalpolitik um Unterstützung, sprach öffentlich sichtbar Hessens Regierungschef Roland Koch (CDU) an, besuchte die Kollegen in Ahaus und meldete sich jüngst auch in einem Hotel im Taunus zu Wort, wo Geschäftsleitung und Betriebsrat verhandelten. Dabei zeigten sich auch die (vorerst) nicht von einer Entlassung bedrohten Angestellten mit den Arbeitern solidarisch.

»Der Kostenfaktor wehrt sich«, lautete die Überschrift eines Flugblatts, das die Belegschaft Ende Januar bei der großen Frankfurter Bildungsdemo verteilte: »Es ist an der Zeit, dass Arbeiter, Studierende und Schüler ihre Erfahrungen austauschen und ihre Kräfte bündeln«, heißt es darin. In einem offenen Brief an die Opelbelegschaft sprachen sie sich für eine Bündelung der Kräfte von Belegschaften aus kleinen und großen Betrieben aus.

»Die Belegschaft hat zusammengehalten und ist über sich selbst hinausgewachsen«, stellt Betriebsratsvorsitzender Hans Irion fest. Für die kommenden Monate seien »nicht nicht alle Kampfformen ausgereizt«.

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