Die Leitlinie

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Nur Ärger mit der FDP. Während Guido Westerwelle mit seinen ständigen Stänkereien den letzten Lack vom Sozialstaatsimage kratzt, legte sich seine Ministerkollegin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger mit der Una Sancta Catholica an. Dafür gab's jetzt Dresche von der Union. Schließlich kommt laut Koalitionsvertrag den christlichen Großkirchen »eine unverzichtbare Rolle bei der Vermittlung der unserem Gemeinwesen zugrunde liegenden Werte zu«. So kann sich Wolfgang Bosbach (CDU) »nur wundern« über die »massive Kritik an der Kirche«. Und Hans-Peter-Uhl (CSU) sieht die katholische Kirche »pauschal auf die Anklagebank gesetzt«. Damit sei die Justizministerin »weit über das Ziel« hinausgeschossen. Welches Ziel? Die Mitverantwortung der Romkirche für Sexualgewalt nicht zu benennen? Es war höchste Zeit, dass ein Vertreter der staatlichen Exekutive die seit Wochen von den Bischöfen gepriesenen »Leitlinien« als das entlarvte, was sie de facto darstellen – als eine Aufforderung, die Strafverfolgung zu hintertreiben.

Immerhin kündigte die Bischofskonferenz an, die Leitlinien zu überarbeiten. Etwas anderes wäre auch ein offener Affront gewesen – nicht zuletzt aufgrund der Intervention der Justizministerin, die inzwischen ihren Rüffel relativierte. Der Kompromiss gilt einer weit wichtigeren Leitlinie: dem Funktionieren des in Deutschland erfolgreich durch die gesellschaftlichen Gezeiten geretteten Bündnisses von »Thron und Altar«.

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