Walgeschenke an Japan?

Pro Wildlife befürchtet faulen Kompromiss

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Noch vor der UNO-Artenschutzkonferenz trifft sich diese Woche eine Arbeitsgruppe der Internationalen Walfangkommission (IWC) in den USA. Nun ist die IWC von der Gründung an zwar eher ein Jagdverband, der Abschussquoten aushandelt, als ein Artenschutzverein. Doch infolge der Ausrottung einiger der lukrativsten Walarten kam auch den Jägern der Gedanke, dass es ohne etwas Schutz bald gar nichts mehr zu fangen gibt. Dieser schwer errungenen Einsicht verdankt sich das seit 1986 geltende Moratorium für den kommerziellen Walfang. Allerdings gab es dagegen frühzeitig Widerstand. Norwegen und Island akzeptierten das Moratorium gar nicht, Japan hatte sich eine Hintertür namens »wissenschaftlicher Walfang« einbauen lassen, die inzwischen zum Scheunentor geworden ist.

Nach Angaben der Umweltorganisation Pro Wildlife droht den Meeressäugern vom Treffen diese Woche weiteres Ungemach. Eine Gruppe von zwölf Ländern, darunter Deutschland, habe für das Treffen einen Kompromissvorschlag zwischen den Interessen der Walschutz- und Walfangländer erarbeitet. »Der vorliegende Vorschlag würde das seit 1986 geltende Moratorium der IWC ad absurdum führen und faktisch aufheben«, berichtet Sandra Altherr von Pro Wildlife. »Zwar sieht der Vorschlag vor, das Moratorium solle formell erhalten bleiben, gleichzeitig würde die IWC kommerzielle Fangquoten genehmigen.«

Der Vorschlag sieht zudem vor, ausgerechnet in dem 1996 eingerichteten Antarktis-Schutzgebiet kommerzielle Walfangquoten zu erteilen, wo sich die wichtigsten Nahrungsgründe der Wale befinden. Gleichzeitig ist die Einrichtung eines südatlantischen Schutzgebietes geplant – als vermeintliches Zugeständnis an die Walschutzländer. Dort allerdings gibt es schon lange keinen Walfang mehr. Es wäre fatal, wenn ausgerechnet die Bundesregierung unter der Hand vom Walschützer zum Walfangbefürworter mutierte.

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