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Militär als Pate des Kahlschlags

Indonesische Armee agiert auf Borneo als Schutzmacht der Holzkonzerne

  • Michael Lenz
  • Lesedauer: 3 Min.
Brandrodung auf Borneo  Foto: dpa/Greenpeace
Brandrodung auf Borneo Foto: dpa/Greenpeace

Die zum größeren Teil zu Indonesien und zum kleineren zu Malaysia gehörende Insel Borneo ist »Ground Zero« im Kampf um erneuerbare Energiequellen. Urwälder müssen für Palmölplantagen weichen. Unternehmer, Politiker, Polizei, Provinzgouverneure, Forstbeamte verdienen sich am grünen Öl eine goldene Nase.

Eingeborene Stämme auf Borneo lassen nichts unversucht, die Abholzung ihrer Wälder zu verhindern. Sie greifen zu ganz archaischen Mitteln wie der Blockade von Wegen, aber auch ganz modernen, indem sie vor Gerichten für ihre Rechte streiten. Sie mögen die eine oder andere Schlacht gewinnen, aber den Krieg könnten sie verlieren. Zu groß, zu stark, zu mächtig sind diejenigen, die die uralten Wälder abholzen. Und zu korrupt sind jene wie Polizei und Politiker, die etwas gegen die meist illegalen Rodungen unternehmen könnten.

Dreh- und Angelpunkt der Entwaldung ist Indonesiens Armee. »Das Militär agiert als Koordinator, Investor, Schutzmacht und Aufpasser, der absichtlich den illegalen Abtransport des Holzes übersieht«, sagt Tirta N. Mursitama. Der Wissenschaftler ist Leiter des »Centres for East Asia Cooperation Studies« (CEACoS) an der Universität von Indonesien. Zusammen mit seinen Mitarbeitern hat er in einer kürzlich veröffentlichten Studie die Rolle des Militärs bei den illegalen Rodungen in Ost-Kalimantan belegt.

Durch Abholzung wird klimaschädliches CO2 freigesetzt. Wissenschaftler schätzen, dass die Abholzung der tropischen Urwälder 17 Prozent zum jährlichen weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen beiträgt. Ließe man die Wälder stehen, wären die C02-Emissionen geringer. Wie sollen aber die Wälder geschützt werden? Die simple Antwort: durch Geld. Das Zauberwort heißt REDD oder »Reducing Emissions from Deforestation and Degradation«. Es soll dafür bezahlt werden, dass die Wälder wirtschaftlich ungenutzt bleiben.

Viele Fragen sind jedoch noch offen. Wie werden die vermiedenen Emissionen und die CO2-Menge, die der Wald bindet, gemessen? Woher soll das Geld kommen? Aus dem Verkauf von Emissionsrechten oder aus einem mit öffentlichen Mitteln finanzierten und von den Vereinten Nationen verwalteten Fonds? Und: wie kann verhindert werden, dass die REDD-Dollars nicht in den Taschen der korrupten Offiziere, Polizisten, Politiker und Beamten verschwinden? Die Antikorruptionsorganisation Transparency International warnte schon vor drei Jahren: »In Ländern mit weit verbreiteter Abholzung ist die Korruption sehr hoch.«

Eingeborene Stämme wie die auf Borneo sehen REDD mit gemischten Gefühlen. Jenifer Rubis, eine Angehörige eines Volkes aus Borneo und Sprecherin der Organisation »Internationales Klimawandelforum indigener Völker«, warnt: »Das Geld darf nicht nur an Regierungen gehen. Ein Teil davon muss direkt den indigenen Völkern zugute kommen. Wir kennen die Natur viel besser als die Politiker in den Städten.«

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