Guidos Jünger

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 1 Min.

In ihrem Buch »Gestatten: Elite« beschreibt Julia Friedrichs einen Auftritt Guido Westerwelles an einer privaten Hochschule vor einigen Jahren. Die künftigen Unternehmensberater, Personalchefs und Börsenmakler hatten den FDP-Chef zu einem Vortrag eingeladen. Friedrichs beschreibt den Auftritt als eine Art Familientreffen. Die Studenten – zu 80 Prozent FDP-Wähler – jubelten ihrem Guru wie einem Heilsbringer zu. Besonders laut war der Applaus, als der heutige Vizekanzler forderte, dass demjenigen, der Leistung erbringe, mehr zustehen müsse als dem Faulen. Der Jubel verstummte, als Westerwelle mit erhobenem Zeigefinger das Motto der Veranstaltung »Survival of the fittest?« als Sozialdarwinismus kritisierte. Auch Schwache hätten ein Lebensrecht. Guidos Jünger waren von Westerwelles Kritik sichtlich überrascht.

Vor wenigen Tagen hat der Schauspieler Michael Lerchenberg beim Starkbieranstich auf dem Münchener Nockherberg behauptet, Westerwelle wolle zwischen Usedom und Riesengebirge ein Lager für Hartz-IV-Empfänger einrichten, über dessen Tor »Leistung muss sich wieder lohnen« stehen werde. Das hat viele empört. Stimmt, das ist empörend, noch empörender ist aber, dass Westerwelle nur der Prophet ist, dem andere, noch schlimmere nachfolgen werden.

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