London fühlt sich hintergangen

Falklandinseln belasten Beziehungen zu USA

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Die von London stets stärker als von Washington betonten Sonderbeziehungen Großbritannien – USA werden derzeit auch durch den Dauerkonflikt zwischen dem Königreich und Argentinien um die Falklandinseln im Südatlantik belastet.

Unweit der Falklandinseln, auf gutem Weg zur Antarktis, laufen gegenwärtig Erfolg versprechende Erkundungen britischer Unternehmen nach Erdöl und Erdgas. Sie haben naturgemäß Buenos Aires verärgert, das auf die Inselgruppe vor seiner Haustür Anspruch erhebt und mit London um »Las Malvinas« (so der argentinische Name für die Falklands) bisweilen so heftig streitet, dass es darüber im Frühjahr 1982 zu einem 73-Tage-Krieg zwischen beiden Ländern kam. Er kostete nach britischen Angaben 655 argentinische und 254 britische Soldaten das Leben.

Doch nicht genug damit, dass die aktuellen Öl- und Gasbohrungen rund um den von 3000 Menschen und etwa drei Viertel Millionen Schafen bevölkerten Archipel (inoffizielle Nationaltracht: Anorak und Gummistiefel) den Uraltkonflikt Großbritannien – Argentinien anheizen. Mitten in die laufenden diplomatischen, mit handfesten Drohungen gewürzten Scharmützel öffnet sich eine weitere Front. Sie hat zu schwerer Verärgerung vor allem auf britischer Seite über die USA geführt und erinnert an den anachronistischen, von Macht- und Wirtschaftsinteressen motivierten Charakter des Streits um die Souveränität der britisch verwalteten Falklands.

Auslöser für die heftige Verstimmung, die offiziell natürlich heruntergespielt wird, waren zwei Vorgänge aus dem diplomatischen Protokoll, die Anlass für fieberhafte britische Klarstellungs-Betteleien in Washington geworden sind: Londons Verärgerung begann damit, dass ein Außenamtssprecher der USA im Februar in seine Antwort auf eine Frage zu den Falklands die Bemerkung einflocht »... oder die Malwinen, je nachdem, wie Sie das sehen«. Er schien also nicht nur Verständnis für die englische Bezeichnung der Inselgruppe zu haben – ein Sakrileg in britischen Augen.

Es kam noch schlimmer. Beim Besuch der USA-Außenministerin in Buenos Aires äußerte Hillary Clinton Zustimmung zum Appell der argentinischen Präsidentin Fernandez de Kirchner für Souveränitätsgesprächen über die Falkland-Inseln. Da es nach britischem und dem Selbstverständnis der übergroßen Mehrheit der Falkland-Bewohner keinen Zweifel an der britischen Souveränität über die Inseln gibt, kam die Clinton-Äußerung einer Majestätsbeleidigung nahe. In Buenos Aires hat man Clintons Erklärung, Gespräche Argentinien – Großbritannien seien vernünftig, und ihr Angebot, »beide Seiten zu ermutigen, sich an einen Tischen zu setzen«, als diplomatischen Coup gefeiert, während London schäumte. Hinter den Kulissen.

Nach jüngsten Angaben der Londoner »Times« haben »britische Diplomaten mindestens drei Mal ihre ernste Besorgnis gegenüber dem US-Außenministerium über Washingtons Haltung zum aktuellen Streit um die Falkland-Inseln zum Ausdruck gebracht«. Bisher ohne die von London gewünschte sichtbare oder gar hochrangige Parteinahme auf US-amerikanischer Seite für Großbritannien. Ohne klare Rückendeckung aus den USA jedoch, so die »Times«, »hat London Angst, die britische Position zu den Falklands könnte unterminiert werden, denn lateinamerikanische Länder versammeln sich hinter Argentinien – eine Haltung, der zu widersprechen die Regierung Obama keine Lust zu haben scheint«.

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