Hühnerkrieg

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Wie seltsam die russisch-amerikanischen Beziehungen auch zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und ein Jahr nach dem von Präsident Barack Obama verkündeten »Neustart« laufen, zeigt seit Anfang des Jahres der »Hühnerkrieg« zwischen beiden Seiten. Da geht es um das Importverbot für Geflügelfleisch aus den USA, weil das nach verschärften Moskauer Hygienebestimmungen bei der Verarbeitung zu viel Chlor abbekommen soll. So mancher Kommentator vermutete aber mehr. Gibt es da vielleicht einen Zusammenhang zu den andauernden Verzögerungen bei den aktuellen bilateralen Abrüstungsgesprächen? Der Chef der russischen Hygiene-Behörde verstand die Frage nicht so recht (»Die Gefechtsköpfe werden ja nicht mit Chlor bearbeitet«), als er jetzt von »umwerfenden Verhandlungsergebnissen« und einem baldigen Ende der Querelen berichtete.

Ob ähnliches beim heutigen Besuch von USA-Außenministerin Hillary Clinton auch für die Atomwaffen verkündet wird, ist bei den täglich schwankenden Wasserstandsmeldungen zwischen nur noch wenigen offenen technischen Fragen und vollmundigen Boykottdrohungen durch die Duma wegen grundsätzlicher Bedenken zweifelhaft. Während Moskau die Reduzierung der strategischen Arsenale eng mit den Plänen für eine Raketenabwehr verbinden will, möchte Washington jede Frage gesondert erörtern. Eine beide Seiten befriedigende Einigung aber wäre nicht nur für ihre gesamten bilateralen Beziehungen von großer Bedeutung, sondern auch ein wichtiges Signal an die Überprüfungskonferenz für den Atomwaffensperrvertrag Anfang Mai.

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