Wiedersehen nach zwanzig Jahren

Ehemalige Abgeordnete der PDS-Volkskammerfraktion trafen sich am Donnerstag in Berlin

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Als die DDR-Bürger am 18. März 1990 erstmals ihr Parlament frei wählen durften, da erhielt die PDS knapp 16 Prozent der Stimmen. Anlässlich des 20. Jahrestages der Volkskammerwahlen kamen nun viele der damaligen PDS-Abgeordneten in Berlin zusammen. Vier von ihnen sitzen heute für die LINKE im Bundestag.
Linksfraktionschef Gregor Gysi und Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau im Kreise von ehemaligen Volkskammer-Abgeordneten der PDS
Linksfraktionschef Gregor Gysi und Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau im Kreise von ehemaligen Volkskammer-Abgeordneten der PDS

Für einige war es das erste Wiedersehen nach fast zwanzig Jahren: PDS-Abgeordnete der Volkskammerfraktion von 1990 trafen sich am Donnerstag in Berlin. Anlässlich des 20. Jahrestages der ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die ehemaligen Abgeordneten aller Fraktionen zu einer Feierstunde in den Bundestag geladen. Lammert betonte in seiner Ansprache, diese Wahl habe »das Mandat zur deutschen Einheit« bedeutet.

Anschließend trafen sich die »PDS-Veteranen« im Sitzungssaal der Linksfraktion – unter ihnen auch Käte Niederkirchner, die Vizepräsidentin der Volkskammer, und Sylvia Yvonne-Kaufmann, die der LINKEN mittlerweile den Rücken gekehrt hat. Beileibe nicht alle der Abgeordneten sind heute im Ruhestand: Roland Claus, Ilja Seifert und Dagmar Enkelmann sitzen auch heute noch im Parlament. Nicht zu vergessen: Gregor Gysi. Der Fraktionschef dankte den Anwesenden: »Sie haben den Grundstein für eine neue Linke gelegt«. Gysi, der auch 1990 die PDS-Fraktion führte, erinnerte die Gäste an den schwierigen Neubeginn im Frühjahr 1990. In der Volkskammer hatten es die PDS-Abgeordneten nicht leicht. Von allen anderen Fraktionen gemieden, mussten die linken Parlamentarier einiges über sich ergehen lassen. Da blies ein Grüner mal die Mundharmonika, während ein PDS-Abgeordneter sprach. Und bei der liberalen Fraktion ließ man während eines Redebeitrags die Sektkorken knallen. Auch Täve Schur, ehemaliger Radsport-Champion und Volkskammerabgeordneter, erinnert sich an das Störfeuer aus den anderen Fraktionen: »Die fingen an zu schreien und zu keifen, so dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte«. »Trotzdem«, so Schur, habe ich heute gute Freunde wieder getroffen, auch aus anderen Fraktionen«. Nach zwanzig Jahren ist so mancher Streit vergessen.

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