Brauner Spuk

Großbritannien: Zulauf für »Islamkritiker«

  • Christian Bunke, Manchester
  • Lesedauer: 2 Min.
Am vergangenen Wochenende marschierte die English Defence League (EDL) im nordwestenglischen Bolton auf. Seit Anfang 2009 demonstriert die Gruppe in verschiedenen Städten immer wieder gegen den Islam, den die EDL als »barbarisch« ablehnt. In Schottland und Wales gründeten sich bereits eine Scottish und eine Wales Defence League.

In Bolton brachte die EDL rund 400 Leute auf die Straße. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen antifaschistischen Gegendemonstranten und der Polizei. Bis zu 70 Menschen wurden verhaftet. Für die EDL war es allerdings eine unterdurchschnittliche Teilnehmerzahl. An vorangegangenen Demonstrationen, zum Beispiel in Stoke und in Manchester, nahmen jeweils über 1000 EDL-Sympathisanten teil. Damit existiert zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder eine rechte Gruppierung in Großbritannien, die vor allem auf provokative Straßenmobilisierungen als politische Kampfmethode setzt.

Die EDL ist politisch amorph und schwer einschätzbar. Ursprünglich war sie ein Bündnis verschiedener, hauptsächlich englischer, Hooligangruppen. Obwohl die Gruppe vorgibt, friedlich gegen den »militanten Islam« protestieren zu wollen, kam es immer wieder zu Ausschreitungen.

Von Anfang an nahmen auch Mitglieder der britischen militanten neofaschistischen Szene an EDL-Demonstrationen teil, so zum Beispiel Mitglieder der Gruppe Combat 18. Dies führte immer wieder zu Konflikten innerhalb der EDL. Insbesondere die Hooligangruppen wollten mit Gruppen wie Combat 18 nichts zu tun haben. Auf der anderen Seite kritisieren militante Neonazis die EDL, weil sie teilweise den jüdischen Davidstern für ihre Demonstrationen benutzt. Schon mehrfach kam es am Rande von EDL-Demonstrationen zu internen handgreiflichen Auseinandersetzungen. Mittlerweile scheint die rechtsextreme British National Party (BNP) innerhalb der EDL-Führung an Einfluss gewonnen zu haben.

Bezeichnend sind auch die internationalen Verbindungen der EDL. So bekundete sie Anfang März ihre Unterstützung für den rechtspopulistischen Führer der niederländischen »Partei für die Freiheit«, Geert Wilders. Der war am 5. März zu Gast im britischen Oberhaus in London. Eingeladen hatte ihn die EU-feindliche »UK Independence Party« – um seinen islamfeindlichen Film »Fitna« aufzuführen.

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