Lobbyisten als Lokführer

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Der sogenannte Pflege-TÜV ist in der Kritik seit er eingerichtet wurde. Nach langem Streit um die Kriterien der Heimbewertung konnten im Dezember des vergangenen Jahres die ersten Noten im Internet abgerufen werden, Ende dieses Jahres sollen die letzten Einrichtungen geprüft sein. So schwerfällig wie eine alte Dampflokomotive hat sich das Transparenz versprechende System in Bewegung gesetzt, das eine gute Beurteilung dennoch nicht ermöglichte. Wenn das nette Freizeitangebot Mängel in der medizinischen Betreuung ausgleichen kann, ist niemandem geholfen. Genau das aber ist möglich. So hat man beispielsweise in einem Heim in München große Mängel festgestellt, aber der Prüfbericht fiel insgesamt positiv aus. Wie absurd.

Experten haben schon in der Vorbereitungsphase kritisiert, dass dieser Pflege-TÜV zu viele Schlupflöcher bietet. Doch damals konnten die Betreiber der Einrichtungen dafür sorgen, dass sie durch die neuen Prüfverfahren nicht allzu sehr in Bedrängnis geraten. Mängelvertuschung und zu wenig Transparenz waren eigentlich programmiert. So gesehen spricht viel dafür, dass diese Regelungen geändert werden, obwohl sie noch nicht einmal komplett in Kraft getreten sind.

Es wäre allerdings dringend notwendig, dass die Krankenkassen bei ihren neuen Plänen wirklich dafür sorgen, dass ihre Vorstellungen von unabhängiger, wissenschaftlich fundierter und ergebnisoffener Prüfung nicht wieder von den Interessen der Lobbyisten durchkreuzt werden, die mit der Betreuung alter und kranker Menschen in erster Linie eines wollen: Geld verdienen.

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