Industriemesse leidet unter Flugverbot und Rohstoffpreisen

Hannover Messe eröffnet / Merkel-Rundgang ohne Berlusconi

  • Lesedauer: 2 Min.
Die deutsche Industrie ist nach dem schweren Konjunktureinbruch wieder auf Wachstumskurs. Vor allem der Export stützt den Aufwärtstrend. Der Weg zurück zur alten Stärke vor Beginn der Wirtschaftskrise aber ist noch lang. Das wurde am Montag zum Auftakt der Hannover Messe deutlich.

Hannover (dpa/ND). Zu den Risiken gehören die drastisch gestiegenen Rohstoffpreise. Sorgen machen der Industrie zudem die massiven Einschränkungen im Flugverkehr wegen der Aschewolke aus Island. Jeder Tag, an dem die Luftraumsperrung anhalte, habe »tiefere Eingriffe« zur Folge, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel. Rund 40 Prozent der deutschen Exporte gingen per Flugzeug ins Ausland.

Rund zehn Prozent der insgesamt über 4800 Aussteller aus 64 Ländern schafften es nicht, rechtzeitig in die niedersächsische Landeshauptstadt zu kommen. Eine Verlängerung der Messe sei technisch und logistisch nicht möglich, so ein Sprecher. Die Industrieschau läuft bis Freitag. Die Aussteller rechnen mit einem massiven Rückgang der Zahl ausländischer Besucher, vor allem aus Übersee.

Auch der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi konnte nicht nach Hannover kommen. Italien ist aktuell Partnerland der Messe. Kanzlerin Angela Merkel informierte sich auf ihrem Messerundgang über Schwerpunkte der Industrieschau, zu denen Energieeffizienz, Roboter, Leichtbau und elektrische Antriebe zählen.

Keitel sagte, nach dem Absturz der Konjunktur 2009 sei die Stimmung in der Wirtschaft nun wieder voller Optimismus. Für 2010 sei ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent wahrscheinlich. Der BDI ist damit zuversichtlicher als Regierung und Wirtschaftsforschungsinstitute, die 1,5 Prozent für realistisch halten. Voraussetzung sei aber, dass es keine Rückschläge gebe, eine Kreditklemme ausbleibe und die Energie- und Rohstoffpreise im Rahmen blieben.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau erwartet in diesem Jahr eine »schwarze Null«. Die Auftragseingänge stiegen zuletzt wieder an, vor allem aus dem Ausland. Insgesamt liege das Bestellniveau dennoch weiter unter dem der Vorjahre, so der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VDMA, Hannes Hesse.

Mit einem Umsatzwachstum von fünf Prozent rechnet die Elektroindustrie. Als Begründung dafür nannte der Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, Friedhelm Loh, die Steigerung bei den Konsumprodukten.

Massive Probleme könnte den Unternehmen aber die Preisexplosion bei Eisenerz und Kokskohle bereiten. Die droht aus Sicht der Wirtschaftsvereinigung Stahl den Aufschwung zu gefährden. Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff sprach vom »voraussichtlich größten Rohstoffkosten-Schock« seit der Ölkrise. Die Stahlindustrie könne die erwarteten Milliardenbelastungen nicht alleine tragen und werde sie an die Kunden weitergeben.

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