Die Rückkehr des Kapitäns

Champions League: Mit van Bommel treten die Bayern in Lyon an, die Abwehr macht noch Sorgen

  • Elisabeth Schlammerl, Lyon
  • Lesedauer: 3 Min.

So schnell ging es noch nie bei einer Champions-League-Reise. Eine gute Stunde, nachdem die Entourage des FC Bayern in München am Montagvormittag das Flugzeug bestiegen hatte, saß sie auch schon in ihrem Hotel in Lyon. Eine Messe in der französischen Stadt an der Rhone hatte die Wahl des Quartiers bestimmt. Statt wie sonst in einer noblen Herberge in schönem Ambiente mussten die Bayern deshalb in einem schmucklosen Hotel neben der Ankunftshalle des Flughafens absteigen.

Trainer Louis van Gaal wird versuchen, zu verhindern, dass sich die Mannschaft von der Unterkunft inspirieren lässt und heute im Halbfinalrückspiel bei Olympique Lyon ihre phasenweise glänzenden Auftritte vergisst, durch die sie nun gute Chancen hat, ins Finale am 22. Mai in Madrid vorzustoßen. Beim jüngsten Ligaspiel in Mönchengladbach zeigten die Strapazen der vergangenen Wochen erstmals Wirkung und beeinträchtigten spürbar die Leistung der Bayern. Da kommt die Rückkehr des Kapitäns gerade recht.

Mark van Bommel musste in den letzten beiden Spielen wegen Gelb-Sperren zuschauen – eine Pause, die sich nun als Segen erweisen könnte, weil er zehn Tage Zeit zur Regeneration hatte. Der Niederländer erwartet einen harten Kampf, denn »Lyon ist eine bessere Mannschaft als sie es bei unserem 1:0 im Hinspiel gezeigt hat«. Dort hatte ihn Danijel Pranjic ganz ordentlich vertreten, aber der Kroate ist keiner, der ein Spiel prägen kann. Van Bommel hingegen beeindruckt den Gegner meist schon allein mit seiner Präsenz.

Der 33-Jährige ist der Kopf der Mannschaft, unter van Gaal darf er das endlich auch auf dem Platz sein. Er gibt das Tempo vor, setzt Akzente im Zweikampfverhalten und hat trotz seiner eher defensiven Ausrichtung die Offensive immer im Auge. Lange war ihm vorgeworfen worden, für Tempofußball auf höchstem europäischem Niveau, nicht schnell genug zu sein und bei der Spieleröffnung technische Mängel zu offenbaren. »Fußballerisch bin ich einer, derjenigen, die unterbewertet werden«, findet van Bommel. Er sei eben kein auffälliger Spieler. Wenn man auffällig gleichsetzt mit der Brillanz eines Arjen Robben und eines Franck Ribéry, dann hat er recht.

Van Bommels Spielweise ist wohl überlegt, selbst seine Fouls. Er ist Denker, ein Stratege, der die freien Räume für die Mitspieler sucht. Weil van Gaal diese Qualitäten schätzt, hat er ihm von Anfang an das Vertrauen geschenkt – trotz der millionenschweren Verpflichtung von Anatoli Timoschtschuk. Der Ukrainer saß meist nur auf der Bank und nach Lyon ist er wegen eines Magen-Darm-Virus erst gar nicht mitgereist, so wie auch die gesperrten Pranjic und Ribéry.

Dabei hätte van Gaal den defensiven Timoschtschuk heute womöglich doch ganz gut gebrauchen können, allerdings in der Abwehr. Denn nicht nur der Einsatz der beiden Innenverteidiger Martin Demichelis (Wadenzerrung) und Daniel van Buyten (Schienbeinprellung) ist noch fraglich, sondern auch der von Diego Contento, der sich in Mönchengladbach ebenfalls eine Prellung zugezogen hat. Van Bommel macht sich wegen der Personalsorgen in der Abwehr aber keine Sorgen. »Es verteidigt ja nicht nur die Verteidigung, wir verteidigen als Mannschaft.« Der Kapitän wird alles dafür tun, dass sich daran alle halten.

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